© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/99 12. Februar 1999


Zeitschriftenkritik: "Monumente"
Das Erbe bewahren
Philip Plickert

Deutschland – ein Land reich an Baudenkmälern, steinernen Zeugen vergangener kultureller Blüte. Doch dieses Erbe ist bedroht: in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges fielen den Flammen ganze Stadtviertel innerhalb weniger Tage zum Opfer, städtebauliche Gesamtkunstwerke, man denke nur an Dresden, waren für immer verloren. Nach dem Krieg wütete die Abrißbirne in den Trümmerlandschaften, solide Bürgerhäuser wichen billigen Mietskasernen. Dem Zeitgeist der Neuen Sachlichkeit huldigend, wurden erhaltenswerte Bauten nicht saniert, sondern abgerissen, die verbliebenen historischen Fassaden von Schmuck "gesäubert". In den 70er Jahren leitete die Forderung nach der "autogerechten Stadt" eine neue Orgie der Zerstörung ein, während in Ost- und Mitteldeutschland Kirchen und Schlösser langsam verfielen.

In den letzten zwei Jahrzehnten aber hat ein Sinneswandel eingesetzt. Die Bausünden der Nachkriegszeit wurden als solche erkannt, die Fortschrittsgläubigen befinden sich zunehmend in Erklärungsnot, und der Denkmalschutz ist inzwischen fest im öffentlichen Bewußtsein verankert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit rund 95.000 Förderern leistet dabei einen ganz wesentlichen Beitrag zur Rettung des nationalen Kulturerbes; seit ihrer Gründung 1985 wurden mittlerweile fast 1.400 Projekte unterstützt. Die Zeitschrift Monumente – Magazin für Denkmalkultur in Deutschland begleitet die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung. Im Heft dominieren naturgemäß Artikel über die Restaurierung bedrohter Denkmäler. Die Beiträge sind flüssig geschrieben, hervorragend bebildert und ohne bautechnische Fachsimpelei. Der Akzent liegt auf der (kunst-)historischen Bedeutung, wobei die Bandbreite der geförderten Projekte erstaunt: Das reicht von Ausgrabungen steinzeitlicher Überreste über die Sanierung romanischer Kapellen, hochmittelalterlicher Burgen, gotischer Dome und Renaissance-Bürgerpaläste bis zur Erhaltung der frühen Industrieanlagen, U-Bahnhöfe aus den 20er Jahren und Bauhaus-Architekturen. Selbst einige typische Schuhkastenbauten aus den 50er Jahren geraten nun ins Visier der Denkmalschützer. Das ist die eine Seite von Monumente.

Daneben liest sich jedes Heft wie eine Liebeserklärung an dieses Land und seine Kunstschätze. Ob Kölner Dom, Sanssouci oder Reichstag – Monumente stellt die Meilensteine der deutschen Kulturgeschichte vor. Wie ein kurzweiliger Reiseführer lesen sich die Essays über traditionsreiche Städte und historische Gestalten. Aber neben all den Kulturgütern hohen Ranges wird auch das im Verborgenen Blühende nicht vergessen, wenn der Vorsitzende der Stiftung Denkmalschutz, Professor Kiesow, dem Publikum die Augen öffnet für die unbekannten Schönheiten. Jedem an Geschichte und Kunst Interessierten garantiert Monumente eine anregende Lektüre.

 

"Monumente" erscheint mit sechs Ausgaben im Jahr, Abonnement 53,50 DM (inkl. Porto), zu beziehen über Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Dürenstraße 8, 53173 Bonn


 
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