© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/99 26. Februar 1999


Belgrad eingrenzen
von Karl-Peter Gerigk

Es ist keine Heilige Allianz zwischen Europäern und Amerikanern in Sachen Kosovo, doch stimmt es in gewisser Weise zuversichtlich, daß die Weltmacht USA sichtlich bemüht ist, die Europäer bei ihrem Versuch zu unterstützen, mit Härte und Konzessionen eine Ausuferung des Konfliktes zwischen Albanern und Serben in der Jugoslawischen Region zu stoppen. Daß Madeleine Albright als Protagonistin erscheint, mag täuschen, sind es doch die sechs Außenminister der Kosovo-Kontaktgruppe, die nach dem Beharren der Albaner und Serben auf ihren Positionen nach Ablauf des Ultimatums der Nato über Krieg oder Frieden entscheiden.

Und hier ist es neben den Briten und Franzosen, die historisch durchaus eine Affinität zu Serbien besitzen, der EU-Ratspräsident Josef Fischer, der ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat: Frieden auf dem Balkan liegt in deutscher Verantwortung. Das kann den Serben nicht recht sein, die beklagen, von der westlichen Propaganda immer als Kriegstreiber dargestellt zu werden. Aber in der Tradition der deutschen Balkanpolitik steht seit Genscher eher, die Selbstbestimmung zu unterstützen, als den Traum eines Groß-Serbien. Soll es für die Serben ein militärisches Erwachen geben – mit deutschen Streitkräften? Ohne Zweifel – der Traum ist vorbei und man muß seitens der Nato Konsequenz im Handeln beweisen als auch die Verhältnismäßigkeit der Mittel wahren. Ein Bombadierung Belgrads kommt nicht in Frage. Eher schon die strategische Zerstörung eines militärischen Potentials, das zu Diensten Slobodan Milosevic ist, der den Anspruch auf das Kosovo aus serbischem Nationalismus heraus hält und stetig versucht zu sein scheint, die Albaner durch Gewalt an einer Selbstbestimmung zu hindern. Die UCK kämpft ebenso militärisch für ihre Ziele.

Selbstbestimmung heißt bei ihr Unabhänigkeit und nicht nur Autonomie. Wenn, wie der serbische Botschafter Zoran Jeremic gegenüber der JUNGEN FREIHEIT (JF 7/99) sagte, die Albaner mit einem eingenen Parlament und einer eigenen Regierung mit Rechten wie mindestens ein Bundesland ausgestattet sind, dann können die Albaner selbst zum Teil bewaffnet bleiben – als Polizeitruppe. Eine Konzession, die den serbischen Hardlinern darum schwer fällt, weil sie im Kosovo die Wiege ihrer nationalen Identität erblicken. Solange sich die Serben aber als Elite im slawischen Raum begreifen und deswegen die legitimen Rechte anderer Völker nicht akzeptieren, solange ist auch eine Zerstörung ihres militärischen Potentials gerechtfertigt, das aus einer nominell föderalen Republik offen einen Staat mit einer serbischen Führungsschicht machen will.


 
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