© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/99 12. März 1999


Zitate

 

"Das zentrale Ereignis des Jahrhunderts war und ist das Heraufdämmern der Frage nach den Überlebenschancen der Menschheit in einer Welt, die sich selbst ziemlich rasch unbewohnbar macht. (…) Das Jahrhundert ist ihr nicht gewachsen. Das Jahrhundert zieht es vor, sie irgendwo zwischen humanitärer Hilfe und Fragen des Lebensstils anzusiedeln – und das ist völlig logisch. (…) So wanderten wir in ein zunehmend künstliches persönliches und soziales Universum ab, in dem nur das Verrechenbare zählt. So entstand täglich aufs neue die Welt der sogenannten Realisten, welche unsere politischen und gesellschaftlichen Geschicke bestimmen oder zu bestimmen glauben, die aber auch den Konsens der überwältigenden Mehrheit anrufen, wenn es um die öffentliche Meinung und damit um Entscheidungsfindung geht. Und die Entscheidungen fallen entsprechend, oder sie werden entsprechend hinausgeschoben. Alles wird beherrscht von einer Doktrin und einer Wirtschaftsweise, die viel zu dumm sind, als daß man ihnen die Zukunft des Planeten überlassen dürfte. Aber ihnen und nur noch ihnen beugen sich die nationale und übernationale Politik – von Regierungswechseln, die als ’Politikwechsel‘ verkauft werden, aber nicht mehr sind als die Schichtablösung des Putzpersonals für die Global Players, bis zu den Gipfel-Farcen von Rio, Kyoto und Buenos Aires."

Carl Amery, Schriftsteller und Publizist, im "Spiegel" vom 8. März 1999

 

 

"Junge Welt: In einem Leitartikel der Özgur Politika war zu lesen, da die Kurden nicht freiwillig nach Europa gekommen, sondern geflohen seien, würden sie eines Tages wieder zurückkehren. Schließlich seien ’Europa und Deutschland nicht schöner als Kurdistan‘. Sind die Kurdinnen und Kurden in diesem Land Gäste?

Amed: Die BRD ist beteiligt an diesem Völkermord, deswegen kommen Kurden hierher. Der Großteil unseres Volkes betrachtet jedoch seine Anwesenheit in Europa als vorübergehend. Die Sehnsucht zurückzukehren ist weit verbreitet.

Junge Welt: Auch in der zweiten und dritten Generation?

Amed: Unsere Kinder besuchen hier die Schule, bekommen die deutsche Kultur mit. Aber wir möchten nicht, daß unsere Leute verloren gehen. Sehr viele Kurden achten darauf, zu Hause die kurdische Kultur und Identität weiterzugeben. Von daher haben wir gegenüber der dritten Generation keine Bedenken. Auch sie werden mehrheitlich zurückkehren."

Xelil Amed, Sprecher der verbotenen Nationalen Befreiungsfront Kurdistans (ERNK), in einem Interview mit der "Jungle World" vom 3. März 1999

 

 

"Joschka Fischer höchstpersönlich ließ sich aus dem Elfenbeinturm der Außenpolitik herab, um den Grünen die Leviten zu lesen: Die Zeit der Lebenslügen sei vorbei, die Grünen brauchten dringend eine ’Verjüngung‘. Außerdem müßten die Grünen jetzt rein in eine Debatte um Strukturen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Sprach’s und verschwand wieder über den Wolken. Mit Verlaub, Herr Außenminister, Sie sind ein Schwätzer! (…) Eine wirkliche Erneuerung muß einsetzen, bevor das Debakel endgültig vollzogen ist. Die CDU ist hier das warnende Beispiel: Bis in den vorläufigen Untergang hinein wurde am System Kohl festgehalten, obwohl damit kein Sieg mehr zu erreichen war. Wir wollen die Grünen vor diesem Schicksal bewahren. Denn eines ist klar: Weder Fischer noch Trittin werden die grüne Politik in Zukunft prägen und voranbringen"

Dagmar Müller, Michael Ortmanns, Daniel Schneider, Alex Bonde, Mitglieder der Grün-Alternativen Jugend, in der "taz" vom 4. März 1999


 
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