© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/99 09. April 1999


Meldungen

Immer mehr Jugendliche verweigern den Wehrdienst

BERLIN. Infolge der wachsenden Beteiligung der Bundeswehr an Auslandseinsätzen der Nato wächst auch die Anzahl der Wehrdienstverweigerer weiter an. Bis zum Jahresende 1998 hatten 171.657 junge Männer einen Antrag auf Verweigerung gestellt, das sind 34,3 Prozent aller Wehrpflichtigen. Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling (SPD) plädiert deshalb für die Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst und befürwortet die Einführung eines Pflichtjahres für Männer und Frauen. Der Dienst soll dann durch freie Entscheidung bei der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk (THW), der Feuerwehr oder in sozialen Einrichtungen abgeleistet werden können. Die Attraktivität der genannten Einrichtungen sei in diesem Zusammenhang deutlich zu erhöhen. Eine Wehrstrukturkommission wird noch in diesem Jahr darüber beraten.

 

Vor 60 Jahren marschierte Italien in Albanien ein

ROM. Auffallend zurückhaltend verhält sich im Krieg gegen Jugoslawien das Nato-Mitglied Italien mit seiner Teilnahme an Kampfeinsätzen gegen Serbien. Ein geschichtliches Ereignis spielt dabei eine bestimmende Rolle. Vor fast genau 60 Jahren, am 7. April 1939, marschierten italienische Truppen in Albanien ein. Als Begründung wurde die Notwendigkeit des Schutzes des im Land ansässigen italienischen Bevölkerungsteils angegeben. Der am 27. November 1926 zwischen Italien und Albanien abgeschlossene Freundschafts- und Sicherheitspakt war abgelaufen und sollte ursprünglich verlängert werden. Die überraschten Albaner leisteten kaum Widerstand und wurden innerhalb weniger Tage von italienischen Truppen überwältigt. König Zogu floh mit seiner Frau nach Griechenland. Am 12. April 1939 bot die albanische Nationalversammlung dem italienischen Königshaus die albanische Krone in Form einer Personalunion an. König Victor Emanuel III. stimmte zwei Tage später zu. Mussolinis Außenminister und Schwiegersohn, Graf Ciano, bedankte sich in einer Rede vor der faschistischen Kammer in Rom am 15. April 1939 bei Jugoslawien für das Stillhalten während der Besetzung Albaniens. Unter derartigen "Berührungsängsten" scheinen deutsche Politiker nicht zu leiden. Lufteinsätze über Serbien und die Teilnahme an der Bombardierung Belgrads erinnern an den Balkanfeldzug der Wehrmacht vom 6. bis 18. April 1941, der ebenso wie im Jahr 1999 ohne Kriegserklärung als "Gegenangriff" in Erinnerung geblieben ist.


 
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