© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/99 16. April 1999


Meldungen

Für Gespräche zwischen Regierung und der ETA

BILBAO. Mehrere tausend Demonstranten haben am Samstag in der nordspanischen Stadt Bilbao die Aufnahme von Gesprächen zwischen der spanischen Regierung und der baskischen Untergrundorganisation ETA gefordert. Die Demonstration war von den nationalistisch-baskischen Partei organisiert worden, die ein Selbstbestimmungsrecht für die autonome Region fordert. Unterdessen detonierten zehn Kilometer nördlich von Bilbao in dem Ort Getxo zwei Bomben am Haus eines Mitglieds der in Spanien regierenden konservativen Volkspartei PP. Mehrere Autos verbrannten, und etwa 200 Menschen aus der Nachbarschaft mußten wegen der starken Rauchentwicklung evakuiert werden. Die Polizei machte jugendliche ETA-Anhänger für die Tat verantwortlich. Die ETA hatte am 18. September eine unbefristete Waffenruhe angekündigt. Die Organisation will den bewaffneten Kampf aber erst dann aufgeben, wenn die spanische Regierung das Recht auf Unabhängigkeit des Baskenlandes anerkennt.

 

Ost-Timor: Verschiebung der Abstimmung möglich

DILI. Der Gouverneur von Ost-Timor hat am Montag die Verschiebung der für Juli geplanten Abstimmung über eine Autonomie der ehemaligen portugiesischen Kolonie gefordert. Die Spannungen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Unabhängigkeit der Provinz von Indonesien seien zu hoch, sagte Gouverneur Abilio Soares zur Begründung. Die Regierung in Jarkata hat sich bereit erklärt, ihren Anspruch auf Ost-Timor aufzugeben, wenn die Bevölkerung eine Autonomieregelung in dem Referendum ablehnt. Ost-Timor wurde 1975 nach dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft von Indonesien besetzt und annektiert. Neuerliche Kämpfe jedoch stellen die Unabhängigkeitsverhandlungen zwischen Indonesien und Portugal unter der Vermittlung der Uno in Frage. Pro-indonesische Kämpfer werden für ein Blutbad verantwortlich gemacht, das in der Kirche der Ortschaft Liquica stattfand und bei dem mindestens 25 Menschen ermordet wurden.

 

Polen: Neues Kreuz vor dem Konzentrationslager

WARSCHAU. Einen Tag nach der Verabschiedung eines polnischen Gesetzes zum Schutz der Würde von KZ-Gedenkstätten haben konservative Katholiken am Rande des Geländes des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz ein großes Kreuz aufgestellt. In dem Gesetz wird hingegen eine 100 Meter breite Schutzzone gefordert, in der die Nutzung und Bebauung eingeschränkt sind. Auch Versammlungen müssen genehmigt werden. Am Rande des Auschwitzgeländes hatten Katholiken im Sommer bereits 200 Kreuze aufgestellt, um gegen die Entfernung eines großen Kreuzes innerhalb der Gedenkstätte zu protestieren, das zur Erinnerung an die dort durch die Nazis ermordeten Polen stand. Die Errichtung des neuen, sechs Meter hohen Holzkreuzes bezeichnete der Organisator der Aktion, Kazimierz Switon, als Antwort auf die Bemühungen der Regierung, die Angelegenheit beizulegen. Switon, der seit fast einem Jahr in einem Zelt an dieser Stätte wohnt, kündigte an, den Ort nicht lebend verlassen zu wollen. Jüdische Organisationen sehen in den Kreuzen eine Herabwürdigung des Andenkens der in Auschwitz ermordeten Juden. In Auschwitz und Birkenau starben zwischen 1940 und 1945 1,5 Millionen Menschen.


 
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