© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/99 07. Mai 1999


Zitate

"Wir haben nie geglaubt, daß wir die Nato besiegen können. Was die Nato allerdings unterschätzt: Wir sind im Gegensatz zu euch bereit, für unsere Sache zu sterben. Den Amerikanern dämmert es langsam, daß man ein Land nicht einfach in die Unterwerfung bomben kann."

Slobodan Milosevic, jugoslawischer Präsident, in einem Interview mit der amerikanischen Nachrichtenagentur UPI am 3. Mai 1999

 

 

"Solange die deutsche Bereitschaft, sich an Operationen der Nato zu beteiligen, mit der besonderen deutschen Verpflichtung zur Moralität erzwungen wird, hat die deutsche Souveränität nichts Normales. Sie kommt vielmehr als umgekehrtes Sendungsbewußtsein daher. (…) Wer immer und überall den deutschen Faschismus als Folie braucht, treibt letzlich eine umgekehrte Politik der Selbstüberhebung. Einst einzigartig im Verbrechen, sollen Deutsche nun einzigartig in der Durchsetzung der Menschenrechte sein. Dieses Denken hat etwas vom Sonderweg, auf dem sich die schreckliche deutsche Seele wieder zur schönen Seele geläutert haben will."

Thomas Schmid in einem Leitartikel in der "Welt" am 4. Mai 1999

 

 

"Dem Westen aber sind die Menschenrechte nicht wichtiger als das Leben, zumindest nicht das Leben der eigenen Soldaten. Solange von relativ sicheren Cockpits der Bomber aus vorzugehen ist, solange ist die Zustimmung der Bevölkerung relativ stabil, aber für ungeschützte Bodenoperationen, sozusagen Mann gegen Mann, reicht das emotionale Potential kaum aus. Eine Verweigerung von Bodenkämpfen durch die beteiligten Parlamente könnte die Nato aber in eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise stoßen. Es hieße: Wir sind zwar bereit, für die Menschenrechte zu töten, aber nicht zu sterben. Deshalb, und nicht aus der Angst vor einer weiteren Eskalation, weigern sich die meisten Beteiligten strikt, den Gedanken an Bodentruppen auch nur ernsthaft zu erwägen. Es wird sich aber herausstellen, daß die Moral einer ähnlich unerbittlichen Logik folgt wie der Krieg. Beiden sind wir vermutlich nicht gewachsen."

Harald Jähner in der "Berliner Zeitung" vom 3. Mai 1999

 

 

"Jeder Mann innerhalb der Atlantischen Allianz geht offenbar felsenfest von der Annahme aus, daß Rußland brennend daran interessiert sei, der systematischen Vernichtung Rest-Jugoslawiens so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten, zu verhindern, daß die albanischen Wirren auf Mazedonien und auf Bosnien-Herzegowina übergreifen. Das ist eine sehr optimistische Hypothese. Dem Kreml könnte ebenso glaubhaft daran gelegen sein, diesen irrwitzigen Bombenkrieg der Nato in die Länge zu ziehen, gerade weil immer mehr serbische Zivilisten getötet werden und das Kosovo binnen zwei oder drei weiterer Wochen auch vom Rest seiner albanischen Bevölkerung entleert sein dürfte. Mit jedem zusätzlichen Kriegstag setzt sich das Atlantische Bündnis etwas mehr ins Unrecht und offenbart zerstörerische Ohnmacht."

Peter Scholl-Latour, Kriegsberichterstatter und Buchautor, in der "Welt am Sonntag" vom 2. Mai 1999

 

 

"Die Amerikaner brauchen nun einmal ein Feindbild, und sei es noch so vage. Sicher würden sie gern allein den Weltsheriff spielen. Doch dazu reicht es nicht. Die USA wollen die Nato als Hilfssheriff. Man muß sogar fürchten (…), daß sich ihnen die Engländer zu jeder Gewaltaktion geradezu anbiedern. So muß man nicht als allzu zynisch gelten, wenn man feststellt, daß der Kosovo-Konflikt außer aus verständlichen humanitären Motiven auch als ein Stück ihrer Weltstrategie benutzt und begonnen worden ist."

Rudolf Augstein im "Spiegel" Nr. 18 vom 3. Mai 1999


 
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