© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/99 21. Mai 1999


Meldungen

Bibi ist abgewählt – und die Welt hofft auf Frieden

JERUSALEM. Mit dem Sieg des Sozialdemokraten Ehud Barak bei den Parlamentswahlen in Israel verbinden die Politiker in der arabischen und übrigen Welt große Hoffnungen auf Frieden. So erklärte der Palästinensische Präsident Jassir Arafat, daß der Sieg Baraks über den konservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hoffentlich den festgefahrenen Friedensprozeß wieder voranbringen werde. Der deutsche Bundeskanzler und derzeitige Ratsvorsitzende der Europäischen Union (EU), Gerhard Schröder (SPD), sagte Barak die volle Unterstützung Europas zu. US-Präsident Bill Clinton erklärte, er werde hart für einen "dauerhaften und umfassenden Frieden" arbeiten. Der bisheriger Ministerpräsident Israels hatte bei der Wahl am Mittwoch lediglich 44 Prozent der abgegebenen Stimmen erreicht. Sein Kontrahent Ehud Barak von der Arbeitspartei konnte 56 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen.

 

US-Minister Cohen zieht Vergleich zu Eichmann

WASHINGTON. Der amerikanische Verteidigungsminister William Cohen hat mit scharfen Worten auf die Vorwürfe der jugoslawischen Führung über zivile Opfer der Nato- Luftangriffe reagiert. "Wenn die Serben öffentlich den Tod dieser Flüchtlinge beklagen, kommt dies fast einem Adolf Eichmann gleich, der sich über die Bombardierung von Krematorien durch die Alliierten beschwert", sagte Cohen in Washington. Bei dem Nato-Angriff auf das Dorf Korsia im Kosovo waren 87 Zivilisten getötet und mehr als 100 verletzt worden. Dies führte zu Spekulationen, die Serben würden vermehrt die Albaner als menschliche Schutzschilde einsetzen. Belgrad wies diese Vermutungen jedoch zurück und warf der Nato wahllose Bombardements vor. Unterdessen räumten die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright und ihr britischer Kollege Robin Cook ein, daß es durch die Nato-Angriffe womöglich Hunderte unschuldiger Opfer geben würde. Die Angriffe zeigten jedoch Wirkung auf das serbische Militär, das weniger Zeit und Gelegenheit hätte, anderen Gewalt zuzufügen, sondern damit beschäftigt sei, sein Überleben zu sichern.

 

Türkisch-griechischer Streit um Ägäisinseln

ANKARA. Der Streit zwischen Griechenland und der Türkei um eine Reihe unbewohnter Felseninseln in der Ägäis droht erneut zu eskalieren. Vorigen Freitag warnte die türkische Regierung Griechenland vor der Besiedlung der Inseln. Für die Türkei sei dies nicht hinnehmbar, sagte Ministerpräsident Bülent Ecevit. Man werde die notwendigen Schritte unternehmen, um eine Besiedlung zu verhindern, ergänzte Oberbefehlshaber General Hüseyin Kivrikoglu. Aktueller Auslöser der Spannungen sind türkische Medienberichte, nach denen der Bürgermeister der griechischen Insel Kalymnos das Felsenin-selchen Plati an ein Brautpaar verpachtet habe, das darauf wohnen und Landwirtschaft betreiben wolle. Plati gehört ebenso wie die Insel Imia, um die es Anfang 1996 zwischen der Türkei und Griechenland fast zum Krieg gekommen wäre, zu einer Inselgruppe vor der türkischen Westküste, deren Zugehörigkeit ungeklärt ist.Während die Türkei eigene Rechte geltend macht, vertritt Griechenland den Standpunkt, die Grenze in der Ostägäis sei durch die Friedensverträge von Lausanne (1923) und Paris (1947) eindeutig festgelegt.


 
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