© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/99 09. Juli 1999


Peter Dehoust: So nicht, Herr Bubis! Eine deutsche Antwort
Eine notwendige Ergänzung
Thorsten Thaler

Die meisten Multiplikatoren in Politik und Medien sehen in ihm eine "moralische Instanz". Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden habe – auch jenseits seines Amtes – eine Autorität erlangt, "die in Deutschland sehr selten geworden ist", urteilt Frank Schirrmacher, einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er attestiert Ignatz Bubis eine "charakteristische Mischung aus Gelassenheit und Entschiedenheit", mit der er seine Forderungen an die Politik artikuliere.

Weil der 1992 als Nachfolger von Heinz Galinski an die Spitze des Zentralrats gewählte Bubis zu allen möglichen Themen der Zeit nach seiner Meinung befragt werde, ist er für die Journalistin Edith Kohn, die 1993 ein autobiographisches Gespräch mit Bubis ("Ich bin ein Staatsbürger jüdischen Glaubens") veröffentlichte, sogar "eine Art graue Eminenz der Politik".

Nur vereinzelt sind dagegen kritische Stimmen zu Ignatz Bubis zu vernehmen. Für Peter Dehoust liegt der Grund für diese Einseitigkeit auf der Hand: "Der angeblich freieste Staat deutscher Geschichte hat so viele Denk- und Sprechtabus errichtet, daß der gewöhnliche Deutsche lieber seinen Mund hält, um nicht von den Wächtern der Political Correctness kurzerhand erschlagen zu werden." Selbst die von Bubis Angegriffenen und Verletzten würden "nur selten eine beherzte Gegenwehr wagen", schreibt Dehoust. Der Mitherausgeber der in Coburg erscheinenden Monatszeitschrift Nation & Europa beschäftigt sich in seinem Buch "So nicht, Herr Bubis!" ausführlich mit Positionen und Äußerungen des Zentralratsvorsitzenden zu zeitgeschichtlichen wie aktuellen politischen Themen. Im Vordergrund dieser mutigen Schrift stehen Betrachtungen zu der von Bubis entfachten Kontroverse um die Walser-Rede, zum Fall Degussa und zu Wiedergutmachungsforderungen an Deutschland sowie zur Debatte um das Holocaust-Denkmal. Für seine "deutsche Antwort" an Bubis hat Dehoust eine beeindruckende Vielzahl von Stimmen, auch nichtdeutscher Herkunft, zusammengetragen. Das Buch ist somit zu einer notwendigen Ergänzung für all jene geworden, die sich Ignatz Bubis nicht nur kritiklos nähern wollen.

 

Peter Dehoust: So nicht, Herr Bubis! Eine deutsche Antwort. Nation Europa Verlag, Coburg 1999, 216 Seiten, 32 Mark


 
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