© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/99 16. Juli 1999


Meldungen

Südafrikas Frauen gehen gegen ihre Peiniger vor

JOHANNESBURG. Alle 26 Sekunden wird in der Republik Südafrika eine Frau vergewaltigt. Dies berichtete jetzt Nthabiseng Mogale, Direktorin der Initiative "Menschen gegen Frauenmißbrauch" (POWA). Mit einer nationalen Unterschriftenaktion will POWA erreichen, daß eine vom Parlament Südafrikas schon beschlossene "Charta für die Rechte der Opfer" bis Ende des Jahres auch in Kraft tritt. Ziel ist es auch, daß durch Vergewaltigung infizierte Aids-Opfer einfacher an die für sie notwendigen Medikamente herankommen. Die Opfer der Vergewaltigungen sind Menschen im Alter von sechs Monaten bis zu 114 Jahren. Sie sind bis heute eher namenlose Fälle einer Statistik. "Ein großes Problem im Kampf gegen die Vergewaltiger ist das Justizsystem", sagte Fatima Shaik von der Johannesburger Frauenorganisation "Nissa", die von der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin mitfinanziert wird. Die Vergewaltiger werden nur in den seltesten Fällen rechtlich belangt. Die niedrige Verurteilungsquote ist nach Ansicht der POWA nur ein Grund dafür, daß Südafrika die höchste Vergewaltigungsziffer der Welt hat. Grund sei auch die zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft und den Familien, auch weil die Männer durch Arbeits- und Perspektivlosigkeit frustriert seien und ihre traditionelle Stellung in der afrikanischen Familie schwinden sähen.

 

US-amerikanische Juden unterstützen Johanniter

BERLIN. Als erste amerikanisch-jüdische Organisation hat nach eigenen Angaben das American Jewish Committee eine gemeinsame Hilfsaktion mit einem deutschen protestantischen Hilfswerk gestartet. Man stelle der Johanniter-Unfall-Hilfe 120.000 Dollar für medizinische Ausrüstung zur Verfügung, erklärte das Komitee am Dienstag in Berlin. Insgesamt habe das Komitee als eine der größten jüdischen Organisationen in den Vereinigten Staaten, mehr als eine Millionen Dollar für die Flüchtlinge des Kosovo gesammelt, wo sich eine der größten menschlichen Katastrophen seit dem Holocaust abspiele. Die medizinischen Hilfsgüter, die für das von den Johannitern betreute Flüchtlingslager in Neproshtina bestimmt seien, sollen am 26. Juli bei einer Zeremonie mit Außenminister Joschka Fischer (Grüne) vom Köln-Bonner Flughafen ausgeflogen werden.

 

Beschuß von serbischen Häusern im Kosovo

PRISTINA. Drei von Serben im Südwesten des Kosovo bewohnet Häuser sind nach Angaben serbischer Medien mit einem Raketenwerfer gezielt angegriffen worden. Verletzte habe es bei dem Beschuß in der Ortschaft Gnjilane nicht gegeben, meldete die private Nachrichtenagentur "beta". Die amtliche Nachrichtenagentur "Tanjug" berichtete, daß rund 50 Gräber auf einem serbischen Friedhof im Norden des Kosovo geschändet worden seien. KFOR-Soldaten hätten daraufhin zehn Kosovo-Albaner festgenommen. Die Chefanklägerin des Haager UN-Kriegsverbrechertribunals, Louise Arbour, traf unterdessen zu Beginn ihres zweitägigen Besuchs im Kosovo mit KFOR-Kommandeur Michael Jackson zusammen. Es geht darum, Massengräber in der Region zu untersuchen. Dies ist die erste Reise von Louise Arbour in das durch den Krieg zerstörte Kosovo, nachdem vor sechs Monaten ihr die Einreise in das Gebiet von serbischer Seite untersagt worden ist.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen