© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/99 20. August 1999


Zitate

"Daß aus einer großen Volkspartei die unterschiedlichsten und widersprüchlichsten Signale kommen, ist normal. Das hat seinen Grund in der integrativen, unscharfen Programmatik solcher Parteien, die vielen Auffassungen und noch mehr Ableitungen Raum geben, und seinen anderen Grund in dem ja auch untereinander konkurrierenden Ehrgeiz ihrer Politiker. In der SPD wird das dadurch verstärkt, daß sie eine progressistische, auf eine neue Gesellschaft abzielende Partei ist. Solche Parteien unterliegen im besonderen Maße der Spannung zwischen Wollen und Wirken, und dieser Sachverhalt begünstigt Flügelbildungen und Personen(verbunds-)konflikte. Aber die aktuelle Lage der Sozialdemokraten und der von ihr gestellten Regierung ist damit nicht erklärt. Der Unterschied zur Normalität zeigt sich darin, daß es so gut wie nicht vorherzusehen ist, was die Partei und Regierung als nächstes tatsächlich unternehmen (und revidieren) wird. Dieser Umstand reicht beträchtlich über die für regierende Volksparteien, insbesondere sozialdemokratische, charakteristische Mehrdeutigkeit hinaus. Eine naheligende Erklärung bieten die ungeordneten Machtverhältnisse in der SPD."

Volker Zastrow in der"FAZ" vom 16. August 1999

 

"Das Urteil des BVG legt dem Gesetzgeber die Pflicht zur Nachprüfung der Ergebnisse der Fristenlösung auf. Im Fall eines Versagens muß das Gesetz "nachgebessert" werden. Es ist unbestreitbar, daß die Fristenlösung das werdende Leben nicht schützt, sondern sein Recht auf Leben zu einem Scheinrecht gemacht hat. Doch eine Änderung des Gesetzes wird nicht erfolgen, weil die Gesellschaft einschließlich der Kirchen froh ist, die Sache hinter sich zu haben und ihr schlechtes Gewissen nicht wecken will."

Ernst Zuther in "Erneuerung und Abwehr", Heft Nr. 8, August 1999

 

"Doch als Rabehl dann – in ’ironischer Weise‘, wie er heute sagt – vor der ’Danubia‘ zum Wörterbuch der Neuen Rechten griff, klang alles ganz anders. In apokalyptischem Ton und freier Rede schildert er seine Sicht der Dinge: ’In Europa bedeutet diese politische Überfremdung die grundlegende Zerstörung von Volk und Kultur, vor allem dann, wenn die Zersetzung der nationalen Identität bereits soweit fortgeschritten ist durch die kapitalistische Umwertung der Werte wie in Deutschland.‘ Selbst in einen Krieg lasse sich das Volk ziehen, denn : ’Der Schuldpranger der deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg soll alle kommenden Verbrechen überdecken, und ein Volk ohne Kultur kann zu allem verleitet werden, zumal es von ’Eliten’ beherrscht wird, die von ’außen‘ geprägt werden und keine innere Verantwortung tragen.‘ (...) Bei allen etwaigen Absichten der Rede hält er daran fest, daß die Verarmung islamischer Länder eine Zuwanderung bewirke, die eine Gefährdung für die ’westeuropäische Identität‘ darstelle. Hier sieht Rabehl keinen Grund zur Revision: ’Da ist ein Problem, und darüber muß geredet werden.‘"

Alexander Smoltczyk im "Spiegel" vom 16. August 1999

 

"Statt den allmächtigen Vater wollen kindisch Gewordene lieber einen ’Daddy‘ in ’einer tollen Session‘ preisen. Sie sind ’geil auf Jesus‘, haben aber keinen ’totalen Bock‘ auf den Sohn unseres Gottes im Himmel. Also wird das Heilige mit Füßen getreten, weil der zu einem Daddy entartete Gott nicht mehr geheiligt wird. Kinder Gottes werden kindisch, die Paulsworte werden vergessen: ’Als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindisch war‘ (1. Korinther 13,11). Weil Gefühle mehr gelten als Gottes Wort, gehen seine Gebote den Bach runter, und das Gewissen säuft ab, weil man ’keinen Bock‘ auf Gehorsam hat."

Georg Huntemann, Theologieprofessor, in "idea-Spektrum" vom 11. August 1999


 
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