© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/99 03. September 1999


Hans-Joachim Ritter
Streiter für Ökologie
von Volker Kempf

Er war Vorsitzender der Jungen Union in der 7.500-Seelengemeinde Rülzheim, saß zunächst für die CDU im Gemeinde- und Verbandsgemeinderat und später für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) im Kreistag von Germersheim. Der Vorsitz der ÖDP in Rheinland-Pfalz sowie des Bundesverbandes zählen ebenfalls zur politischen Vita des 50jährigen. Das ist allerdings alles schon ein paar Jahre her. Nichtsdestotrotz blickt Hans-Joachim Ritter im persönlichen Gespräch gerne auf seine Zeit als Parteivorsitzender zurück. Schließlich verstand er es nach dem Rücktritt von Herbert Gruhl als Parteivorsitzenden, zwischen den konservativen und links-katholischen Flügeln zu vermitteln. Auf diese Weise stiegen die Wahlergebnisse in seiner Amtszeit (1989–1993) durchweg an.

Heute macht sich der Verwaltungsfachmann Ritter als Vorsitzender der 1992 von ihm gegründeten "Stiftung für Ökologie und Demokratie" bei der ihm nahestehenden Partei nicht gerade beliebt. Sein Anliegen, sich im offenen Dialog beispielsweise in einer Podiumsdiskussion mit der linken Jutta Ditfurth und dem als rechts geltenden Alfred Mechtersheimer auseinanderzusetzen, brachte ihm reichlich Ärger mit dem Vorstand der Öko-Partei ein. Bei aller sprichwörtlichen Freundschaft sieht Ritter seine Stiftung als parteiunabhängig an und will weiter im Sinne seines Verständnisses von Demokratie als einer offenen Gesellschaft Themen aufgreifen, die brisant sind, und die es verdienen behandelt zu werden. Hierzu zählt Ritter den "Wertkonservativismus", dessen "Wurzeln, Abgrenzungen und aktuelle Bedeutung" unter anderem mit dem prominenten SPD-Politiker Erhard Eppler in einer Herbsttagung behandelt werden sollen.

Um für Ökologie und Demokratie Bildungsarbeit zu leisten, hat es Ritter verstanden, ein honoriges Kuratorium zusammenzusetzen. Neben dem Fernsehjournalisten Franz Alt, dem Ökonom Hans-Christoph Binswanger und dem langjährigen Präsidenten des Umweltbundesamtes, Heinrich Freiherr von Lersner, gehören dem Gremium auch der französische Politiker Antoine Waechter, der Bürgerrechtler Wolfgang Templin und der Träger des alternativen Nobelpreises, Michael Succow, an. Zur Förderung des ökologisch guten Beispiels verleiht die Stiftung den "Goldener Baum". Dieser ging zuletzt an Horst Haitzinger.

Mit Blick in die Zukunft will Ritter in Deutschland die ökologische Marktwirtschaft wieder salonfähig machen sowie für mehr Toleranz gegenüber anderen Meinungen eintreten. Das Schubladendenken ist dem streitbaren Stiftungsvorsitzenden besonders abhold. So moniert er: "Wer heute in Deutschland das Thema ’Nation‘ auch nur anspricht, wird automatisch als rechts eingestuft, wer von ’Ökologie‘ redet, gilt als links." So widerstrebt Ritter der Gesinnungskultur mit ihrem Zwang zu Bekenntnissen.


 
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