© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/99 24. September 1999


Meldungen

Gadamer plädiert für konservative Besinnung

WEIKERSHEIM. Der 99jährige Heidelberger Philosoph Hans-Georg Gadamer hat in einem Vortrag auf Schloß Weikersheim am 19. September dafür plädiert, dem technizistischen Fortschrittsgedanken eine konservative Wertebindung gegenüberzustellen. Am Ende des Jahrhunderts erhielten konservative Werte im Angesicht des galoppierenden technischen Fortschritts vermehrte Bedeutung, so Gadamer. Europa habe in Griechenland die Wissenschaft erfunden und damit einen ungeheuren Aufschwung genommen, erklärte Gadamer. Heute stelle sich jedoch die Frage: "Wo sind die Grenzen, die wir haben?" Ergänzend sei zu fragen: "Was kann die Demokratie dazu tun?" Gadamer sieht drei Voraussetzungen für eine demokratische Gesellschaft: bürgerliche Kultur, ein tüchtiges Erziehungswesen und das Gedeihen der Familie. Diese drei Voraussetzungen stifteten "menschliche Solidarität über politische Grenzen hinweg" und damit das nötige Fundament für eine demokratische Gesellschaft. Heute sei jedoch der Irrglaube verbreitet, im Zeichen des Computers auf sie verzichten zu können. "Wir können nicht allein vom Fortschritt der Maschinentechnik leben", sagte Gadamer. Wichtig sei, "das lebendige Wort zu verteidigen" und die Kommunikation nicht verkümmern zu lassen: "Die Muttersprache ist nicht ersetzbar." Ebenso bedeutsam sei die "Verehrung der Heimat". Sie sei das notwendige Gegengewicht zum Umherirren des gegenwärtigen Massenmenschen.

 

Verleger Waldemar Schütz mit 85 Jahren verstorben

RAUBLING. Der nationalkonservative Verleger und Publizist Karl Waldemar Schütz ist am 9. September im Alter von 85 Jahren in Raubling bei Rosenheim gestorben. Am 9. Oktober 1913 in Dausenau an der Lahn bei Bad Ems geboren, absolvierte er nach der Oberrealschule eine Ausbildung als Verlagskaufmann und trat in die Redaktion der Lahn-Zeitung ein. 1939 zog er als Angehöriger der Waffen-SS in den Krieg. Bis 1946 in amerikanischer Gefangenschaft, gründete Schütz 1950 den Plesse-Verlag sowie die Göttinger Verlagsanstalt und sorgte mit seinen Veröffentlichungen für ein Gegengewicht zu den Verlagen und Instituten, die der "reeducation" verpflichtet waren. 1955 zog er als Abgeordneter für die Deutsche Reichspartei in den Niedersächsischen Landtag ein. Zugleich gründete er den Verlag K. W. Schütz. Als Mitglied der DRP-Leitung bis zur Selbstauflösung der Partei im Jahre 1964 wurde er Herausgeber des Reichsrufs, 1959 Mitgründer und Mitherausgeber der Deutschen Wochen-Zeitung, für die er mehr als 25 Jahre Verantwortung trug. Später gehörte er dem Präsidium der NPD an, war Leiter des National-Verlages, Verleger der Deutschen Nachrichten und erneut niedersächsischer Landtagsabgeordneter von 1967 bis 1970. Die Gesellschaft für Freie Publizistik, deren stellvertretender Vorsitzender Schütz seit 1992 war, verlieh ihm 1979 in Anerkennung seiner Verdienste die Ulrich-von-Hutten-Medaille.


 
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