© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/99 15. Oktober 1999


Meldungen

Ausstellung über den DDR-Widerstand eröffnet

LEIPZIG. Bundeskanzler Schröder hat vorigen Sonnabend in Leipzig die Dauerausstellung über Opposition, Widerstand und Zivilcourage in der DDR eröffnet. Museumsleiter Rainer Eckert sagte, das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig in der Innenstadt solle zehn Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR "ein Teil des deutschen Gedächtnisses" werden. Die Ausstellung dokumentiert die Wende, aber auch weiter zurückliegende geschichtliche Ereignisse. Thematisiert werden die Teilung und Einheit Deutschlands, Diktatur und Widerstand in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR, der Mauerbau sowie Anspruch und Wirklichkeit der SED-Herrschaft bis hin zur Gegenwart.

 

Deutsche Einheit mit Hilfe der Kultur vollziehen

ROSTOCK. Mit Hilfe von Kunst und Literatur kann nach Ansicht des französischen Literaten Robert Merle das deutsche Volk nach vier Jahrzehnten der Trennung wieder zueinanderfinden. Was heute noch Konfliktstoff sei, werde sich mit Hilfe der Kultur auflösen. Der 91jährige Merle, dessen Werk ("Der Tod ist mein Beruf", "Ein vernunftbegabtes Tier" u.a.) ein Millionenpublikum in aller Welt erreicht, glaubt fest daran, daß die Literatur auch im nächsten Jahrtausend eine bedeutende Rolle spielen wird. Auch die Medienvielfalt im Computerzeitalter würde es nicht vermögen, die Schriftstellerei in die Bedeutungslosigkeit zu verweisen. Der Mensch habe nun einmal das Bedürfnis nach Kunst und Kultur.

 

Union protestiert gegen Naumanns Kürzungspläne

BERLIN. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Vertriebene und Flüchtlinge der CDU/CSU-Fraktion, Hartmut Koschyk, hat die Auflösung "bewährter Einrichtungen der Vertriebenen-Kulturarbeit" kritisiert. Vor der am 27. Oktober stattfindenden Sachverständigenanhörung im Ausschuß für Kultur und Medien bezeichnete Koschyk die im Konzept von Kulturstaatsminister Naumann vorgesehene Zusammenlegung bisher eigenständiger, erfolgreicher Kultureinrichtungen als willkürlich. Auf Ablehnung stieß auch die Absicht, eine zentrale "Kulturstiftung für das östliche Europa" zu schaffen, weil die Gefahr einer inhaltlichen Einflußnahme des Bundes bestehe. Die Zuschüsse für die Vertriebenen-Kulturarbeit im Jahr 2000 sollen um sechs Millionen Mark gegenüber 1998 auf 39 Millionen Mark gekürzt werden.

 

Nobelpreis für Grass bringt Umsätze auf Touren

GÖTTINGEN. Die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an Günter Grass beschert seinem Göttinger Verleger Gerhard Steidl und vielen Buchhändlern freudige Zeiten. Steidl kann auf Verdreifachung seiner derzeitigen Verlagsumsätze hoffen. Im Internet- und Verlagsbuchhandel stehen "Mein Jahrhundert" und "Die Blechtrommel" weit vorne. Die Druckmaschinen stehen nicht mehr still. Allein vom letzten Grass-Werk "Mein Jahrhundert" seien bis vorigen Freitag 418.000 als Buch und 135.000 als illustrierte Großbände gedruckt und größtenteils ausgeliefert worden. Auch Schulen und Universitäten im In- und Ausland entdeckten plötzlich das Grass-Werk. Die vollständige Werkausgabe werde in hohen Stückzahlen verlangt. Anfang 2001 sollen die Kommentarbände des Literaturwissenschaftlers Professor Volker Neuhaus zu Grass’ Gesamtwerk erscheinen.


 
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