© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/99 29. Oktober 1999


Christoph Blocher
Ein Kämpfer für Helvetia
von Johanna Christina Grund

Im politischen Leben des Zürcher Präsidenten der Schweizer Volkspartei (SVP), Christoph Blocher (59), gibt es zwei Höhepunkte: das knappe Nein des Volkes und der Stände im Referendum am 6. Dezember 1992 zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und der erdrutschartige Sieg seiner Partei am vergangenen Sonntag zur Nationalratswahl. Für die Bewahrung der Heimat, ihrer Freiheit und Unabhängigkeit, das Festhalten am heiligen Boden, "in dem wir wurzeln", hat sich der Politiker immer vehement eingesetzt. Er gilt damit für die Schickeria in Helvetia und darüber hinaus als "rechtsradikal". Seit dem 24. Oktober führt Blocher die größte Partei der Gesamtschweiz, emporgeführt von einer unbeachteten Handwerker- und Bauernpartei zur stärksten national-konservativen Kraft des Landes.

Christoph Blocher wurde am 11. Oktober 1940 als Sohn eines Pastors geboren. Der Geist Zwinglis begleitete seine Kindheit in strenger, aber friedlicher Ordnung wie auf einer Oase, während rund um die neutrale Schweiz die Welt brannte. Der promovierte Jurist durchlief vor der Politik eine militärische Karriere und ist Oberst der Schweizer Armee. Er ist verheiratet, hat drei Töchter und einen Sohn und wohnt an der "Zürcher Riviera", der Goldküste des Sees in Herrliberg. Wer hier lebt, kann eigentlich die böse Welt draußen vergessen, die die freie Schweiz zum Vasallen der EU, der Uno und der Nato machen will. Blocher aber vergißt nichts. Er kämpft dafür, daß die Schweiz so unabhängig und wohlhabend bleibt. Beruflich kann er sich alles leisten. In der gesellschaftlichen Oberschicht bestimmt der Spitzenunternehmer den Tarif. Den Verwaltungsräten der Ems-Chemie-Holding AG samt Tochtergesellschaften, der Pharma Vision 2000 AG Glarus, der Arbonia Forster AG, der Netstal Maschinen AG und Aluminiumfabriken steht Blocher als Präsident vor. Finanziell gilt er als Franken-Milliardär.

Von 1874 bis 78 war Christoph Blocher Gemeinderat in Meilen, von 1975 bis 1980 Mitglied des Zürcher Kantonalrates. 1977 wählten die Delegierten den Wirtschaftsexperten zum Präsidenten der SVP des Kantons Zürich, 1979 und seitdem immer wieder die Stimmbürger in den Nationalrat. Mit besonderer Sorgfalt widmet sich Blocher seit 1986 der Bürgerinitiative AUNS für eine unabhängige und neutrale Schweiz, einer 35.000 "Manne und Fraue" starken Prätorianergarde mit Hauptziel Abwehr der EU. Man muß Blocher reden hören, köstlich! Von weitem strömen sie herbei. Dem geplanten Unionsbürger von jenseits der Grenze, gegängelt von Brüssel, geschlagen mit dem Euro, geht das Herz auf. Blocher spricht demagogisch, aber gut, gepfeffert mit Scharfsinnigkeit und findet einfache Antworten auf komplexe Fragen. Und der Schweizer glaubt tränenden Auges wieder an sein Vaterland.


 
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