© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/99 26. November 1999


Meldungen

Fahnder nach Beutekunst setzen auf das Internet

MAGDEBURG. Bei der Jagd nach aus Deutschland verschlepptem Kulturgut setzen deutsche Beutekunst-Fahnder verstärkt auf das Internet. "Unser Ziel ist es, die Verluste öffentlich zu machen", sagte der Projektleiter der Koordinierungsstelle der Länder für die Rückführung von Kulturgütern, Michael Franz, vergangenen Freitag in Magdeburg. Dort laufen seit zwei Jahren bundesweit alle Fäden bei der Suche nach Kunstwerken aus deutschen Museen, Bibliotheken, Archiven und Sammlungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg verschollen sind, zusammen. Auf die Internetseiten der Koordinierungsstelle ( www.beute-kunst.de ) habe es in diesem Jahr bereits 210.000 Zugriffe gegeben, teilte Franz mit. In der internen Datenbank sind bislang 3,6 Millionen Kulturobjekte verzeichnet, von der Münze bis zum Bild. Für mehr als 30.000 Gemälde, Bücher, Skulpturen und Dokumente liegen detaillierte wissenschaftliche Angaben vor.

 

Künstlerbund befürchtet amerikanische Verhältnisse

WEIMAR. Der Vorstand des Deutschen Künstlerbundes befürchtet, im Zuge der Europäisierung und Globalisierung "amerikanische Verhältnisse" in Deutschland zu bekommen. Schon heute sei feststellbar, daß der Staat die Kunst zunehmend Privatinitiativen überlasse, erklärte der Vorstand derKünstlervereinigung zum Auftakt eines Symposiums am vergangenen Wochenende. Auf der dreitägigen Veranstaltung in Weimar beschäftigten sich die Künstler mit den Folgen der europäischen Vereinigung für den Kunstbetrieb und diskutierten die Wirkung der von der Bundesregierung geplanten Gesetzesnovellen beim Stiftungs-, Steuer- und Urheberrecht auf die Kunst. Außerdem wurde dem Bildhauer Jürgen Drescher der Deutsche Künstlerbundpreis verliehen. Der 44jährige erhielt die mit 30.000 Mark dotierte Auszeichnung für seine Skulturen und Installationen. Der 1903 in Weimar von Lovis Corinth, Max Liebermann und anderen gegründete Deutsche Künstlerbund hat derzeit 440 Mitglieder.

 

US-Schriftsteller Bowles in Marokko gestorben

TANGER. Der US-Schriftsteller Paul Bowles ist im Alter von 88 Jahren in der marokkanischen Hafenstadt Tanger gestorben. Bowles’ Romane und Erzählungen sind fast durchweg in dem Spannungsfeld zwischen westlicher Tradition und den ursprünglicheren Zivilisationen Afrikas und Lateinamerikas angesiedelt. Bekannt wurde der am 30. Dezember 1910 in New York geborene Autor durch seinen Roman "Himmel über der Wüste" aus dem Jahr 1949. Seine weiteren Bücher mit Helden, die mit der Leere des Lebens ringen und gegen Einsamkeit und Rastlosigkeit kämpfen – "Gesang der Insekten" (1966) und "Das Haus der Spinne" (1955) – fanden in Europa erst Jahre nach ihrer Entstehung ihren Leserkreis.


 
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