© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/99 03. Dezember 1999


Schröder und der Euro
von Bernd-Thomas Ramb

Noch im Sommer feierten die Euro-Anhänger ein Zwischenhoch. Stolze 1,08 US-Dollar mußten wieder für einen Euro hingeblättert werden, nachdem der Kurs von seinen Startwert von 1,18 bereits auf 1,03 abgesunken war. Schon hatten die Gesundbeter der Maastricht-Währung wieder Oberwasser. Die Zweifler, die beharrlich den paritätischen Eins-zu-Eins-Kurs prophezeiten, wurden als unverbesserliche Nörgler abgetan. Nun haben wir den Salat. Die Esperanto-Währung hat den traumatischen Kurs von 1,00 praktisch erreicht, und die Börsianer sehen mit einer Mischung aus Faszination und Achselzucken dem freien Fall des Euro hinterher.

Jetzt kann keiner mehr bezweifeln, daß der Euro die in ihn gesetzten hohen Erwartung unerfüllt läßt. Selbst die Euro-Anhänger gestehen seine Schwäche ein. Für die Skeptiker aber läuft alles wie vorhergesagt. Der Euro mausert sich zunehmend zum Flop des kommenden Jahrtausends. Der Preis des Dollars nähert sich dem magischen Wert von 1,95583 DM, dem festgeschweißten Wechselkurs von D-Mark zu Euro. Gegenüber der zweitwichtigsten Weltwährung, dem japanischen Yen, hat der Euro in diesem Jahr sogar ein Drittel seines Wertes verloren. Über die Ambitionen des Euros, mindestens zweitwichtigste Weltdevisenreserve werden zu wollen, lacht die internationale Finanzwelt. Seine einzige bislang noch interpretierbare Stärke, die Geldwertstabilität im Euroland, offenbart ebenfalls erste Bruchstellen. Die Ausnahmeeffekte, die den Preisauftrieb bislang konterkarierten, laufen aus. Preissenkungen, wie auf dem Telefonmarkt, haben ihr Tal erreicht. Dagegen wird der gestiegene Ölpreis in absehbarer Zeit die Inflation tüchtig anheizen, und der Druck zur Zinserhöhung wird in den kommenden Wochen ebenso zu-, wie die Wachstumsprognosen abnehmen.

Wo bleibt die Rettung? Wer erweist sich als der weiße Ritter der deutschen Währung? Der Bundeskanzler ließ den sommerlichen Hilferuf scheinbar unerhört. Mißtraut er dem sozialdemokratischen Wählerpotential der Euro-Gegner? Andererseits ist dies alles auch eine Frage der richtigen Strategie. Kumpel Gerhards Holzmann-Hilfe hat ja pikanterweise auch einen monetären Effekt. Börsianer sagten noch am Abend des Hurra-Geschreis einen weiteren Absturz des Euros voraus. Je häufiger Schröder seine Version des populistischen Keynesianismus praktiziert, um so nachhaltiger verliert der Euro an nationalem, europäischem und internationalem Renommee. Bis der Zusammenbruch zwangsläufig wird. Selbst wenn dies nicht gewollt ist, wirksam ist die Masche allemal. Also, alle zusammen: Gerhard, Gerhard, Gerhard, …


 
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