© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/97  04. April 1997

 
 
Presse: Medienkritische Zeitung "TM" mußte eingestellt werden
Vom Zeitgeist übermannt
von Carlos E. Izquierda

Der Erlanger Verein "Bürger fragen Journalisten e.V." überraschte seine Mitglieder mit einer traurigen Nachricht. Die von ihm herausgegebene Zeitung TM – Transparenz der Medien wird nach über zehnjährigem Erscheinen eingestellt.

Bekannt wurde das monatlich erscheinende Organ durch sein beherztes Auftreten gegen einen schier übermächtig anmutenden Gegner. Es machte sich zur Aufgabe von einem liberal-konservativen Standpunkt aus "tendenziöse Berichterstattung, Meinungsmanipulation und Machtmißbrauch" zu bekämpfen. Bei einem immer unverblümter agierenden linken Medienkartell fast ein Akt à la Don Quijote. Was ist geschehen? Hat David wieder einmal gegen Goliath verloren? Hansjörg Klein, einer der jüngsten Bundesverdienstkreuzträger am Bande und Träger der goldenen Ehrenmedaille des Verein deutscher Ingenieure, hat den gemeinnützigen Verein 1984 ins Leben gerufen. Seit dem arbeitet er zusammen mit seiner Frau Ernestina ehrenamtlich für die Ziele dieser Einrichtung. Der Verein konzentrierte sich zunächst darauf, mit großformatigen Zeitungsanzeigen einen Gegenpol zur journalistische Desinformation zu schaffen. Man merkte schon recht bald, daß es eines wirksameren Mittels gegen den Mißbrauch der vierten Gewalt bedurfte. So entstand unter dem Motto "wahrheitsgemäße Information der Bürger" die medienkritische Monatszeitschrift TM. Zwischenzeitlich erreichte das engagierte Fachorgan eine monatliche Auflage von bis zu 50.000 Exemplaren.

Was die Zeitung darüber hinaus so ergebnisreich machte, war die Tatsache, daß alle wesentlichen Multiplikatoren kostenlos bedacht wurden. 2.700 Exemplare gingen Monat für Monat an Bundes- und Landtagsabgeordnete, 500 an Parteien und Ministerien, 1.500 an leitende Angestellte aus Industrie und Wirtschaft und 700 an die Rundfunkräte; bedacht wurden auch Professoren, Lehrer und andere Personen in meinungsbildenden Positionen.

Ins Rampenlicht der Öffentlichkeit geriet das Periodikum immer dann, wenn es linke Journalisten wie Thomas Leif und Gernot Modery (alias Anton Maegerle) von Report Baden-Baden, "Monitor"-Anchorman Klaus Bednarz oder Spiegel-Chef Stefan Aust der unseriösen Berichterstattung überführte und deren linksliberalen bis linksextremen Hintergründe aufzeigte.

Eine der spektakulärsten Enthüllungen betraf den linksalternativen Sender "Radio Z" aus Nürnberg. Die Radiomacher brachten 1993 in ihrem Schwulenmagazin "Fliederfunk" einen Beitrag über Sadomasochismus, der unter anderem auch Anregungen zur Pädophilie enthielt. Die fraglichen Passagen wurden genau notiert und über den Erlangener Verein nach München weitergeleitet. Dort sprach sich der Medienrat der bayerischen Landesmedienanstalt für "harte Sanktionen" aus. Letzlich schrammte der linke Sender nur knapp an einem Lizenzentzug vorbei.

Für ihr unerschrockenes Einschreiten zahlten die Macher von TM einen hohen Preis. Die Mitarbeiter in der Elterdorfer Geschäftsstelle des Vereins mußten Beschimpfungen und Bedrohungen aus der autonomen Szene über sich ergehen lassen. Die Situation eskalierte dermaßen, daß ein 14tägiger Polizeischutz für die Redaktion und ihre Mitarbeiter erforderlich war. Der damals verantwortliche Redakteur von "Radio Z", Peter Zinke, hat dem Verein bis heute nicht verziehen, wie man in der März-Ausgabe des vom Deutschen Journalistenverband herausgegebenen Monatsmagazins Journalist auf vielen Seiten nachlesen kann. Die Gründe für das Einstellen von TM sind aber nicht heftige Anfeindungen von linker Seite, sondern der Mangel an Geldgebern aus der freien Wirtschaft. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT stellt der Vereinsvorsitzende Hansjörg Klein resigniert fest: "Der Wegfall der Sponsoren aus der Wirtschaft ist bezeichnend. Unternehmer die noch bereit sind in der heutigen Zeit Flagge zu zeigen und über den Tellerrand schauen, sind rar geworden. Es ist kein Geheimnis sondern eine Tatsache, daß die Unternehmerpersönlichkeiten aussterben. In den Chefsesseln sitzt der Zeitgeist."

Für sieben Beschäftigte in der Redaktion bedeutet die neue Situation das Aus. "Mit minimalem Personal wird es weitergehen", sagte Klein. Der ehrenamtliche Vorsitzende gibt sich weiterhin kämpferisch: "Das Aus für die Zeitung bedeutet nicht das Ende des Vereins Bürger fragen Journalisten." Dieser wird weiterexistieren, auch soll künftig mit einer reduzierten TM die vereinsinterne Information und Kommunikation aufrecht erhalten bleiben.

Bestand haben werden auch die "Erlangener Medientage", versicherte Klein. Diese Veranstaltung hat der Verein bereits elfmal ausgerichtet; bemerkenswert ist der hochkarätige Teilnehmerkreis. Dort finden sich neben dem bayerischen Umweltminister Thomas Goppel (CSU) und dem Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba auch prominente Journalisten wie Helmut Markwort, Bodo Hauser und Heinz Klaus Mertes ein. Die diesjährigen Medientage sollen unter dem Motto: "Die Rolle der Medien im Gefüge des Deutschen Verfassungsstaates" am 22. und 23. November stattfinden. "Im Hinblick auf die anstehenden Bundestagswahlen dürfte hier ein interessanter Gedankenaustausch stattfinden", hofft Klein auf einen Erfolg der Medientage.

Die TM-Macher haben nicht bloß Phrasen gedroschen, sondern tatkräftig dazu beigetragen, die Meinungsherrschaft nicht kampflos denen zu überlassen, die sie mißbrauchen wollen. Daß es schwierig ist, der kritischen Begleitung der Medien und der Medienpolitik ein Forum zu bieten, beweist nicht nur das plötzliche Ende von TM. Auch das Fachblatt Medienkritik aus dem FAZ-Konzern mußte bereits 1995 wegen mangelnder Finanzierbarkeit das Handtuch werfen. Es scheint so, daß Institutionen mit liberal-konservativer Grundhaltung im jetzigen Deutschland keine Chance haben. Hansjörg Klein gegenüber der JUNGEN FREIHEIT: "Der Tag wird sicherlich kommen, wo Wirtschaft und Politik wieder erkennen werden, daß auch die Unterstützung freiheitlich-demokratischer Gruppen zu einem unverzichtbaren Teil ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gehört."


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen