© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/97  11. April 1997

 
 
Hochschülerschaftswahlen: der Ring Freiheitlicher Studenten kandidiert an allen Universitäten
Geistige Eliten des Landes fördern
Interview mit dem Abgeordnten Martin Graf

Herr Abgeordneter Graf, im Mai sind wieder Hochschülerschaftswahlen. Welches Ergebnis erwarten Sie sich für den Ring Freiheitlicher Studenten?

GRAF: Wir gehen davon aus, daß wir zulegen und eine Mandatsverdoppelung erreichen werden. Wir werden an allen Hochschulen Österreichs kandidieren, auch an allen Hauptuniversitäten und Fakultäten, und bei sehr vielen Studienrichtungen, wo wir das letzte Mal nicht angetreten sind.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte wird der RFS im Wahlkampf setzen?

GRAF: Wir treten nicht an, um das magelnde Service der vergangenen Exekutive zu verbessern, sondern um den leistungswilligen Studenten den Platz in der Gesellschaft einzuräumen, den sie eigentlich verdienen, nämlich als die geistige Elite Österreichs anerkannt zu werden. Unter dem Zentralbegriff der Leistung werden wir auch unseren Wahlkampf führen.

Also, welche konkreten Vorschläge wären da einzubringen?

GRAF: Unter anderem wollen wir weg vom sozialen Gießkannensystem der Subventions- bzw. Stipendienverteilung. Wir wollen hin zum leistungsorientierten Stipendiaten. Das heißt, daß nur derjenige, der eine Leistung erbringt, in Zukunft ein Stipendium erhalten soll, allerdings in ausreichender Höhe, daß er durch seine Leistung sein Auskommen finden wird, so daß er nebenbei nicht mehr arbeiten gehen muß, um sein Brot zu verdienen, sondern sich auf sein Studium konzentrieren kann. Arbeiten soll er allenfalls nur, um den Kontakt zur Wirtschaft nicht zu verlieren. Dieses Modell bedingt natürlich, daß die Stipendien massiv erhöht werden. Wir gehen davon aus, daß ein Stipendium in der Größenordnung von 8.000 Schilling liegen muß. Auf der anderen Seite muß man andiskutieren, daß von demjenigen, der die Leistung nicht erbringt, ein Obolus in Form eines Studienbeitrages verlangt werden muß. Das würde bewirken, daß derjenige, der nur wegen Familienbeihilfe und Fahrtkostenzuschuß inskribiert, wegfällt. Das spart dem Staat Kosten und diese sollen eingesetzt werden für den Leistungsstudenten.

Die Hochschülerschaft (ÖH), verkörpert durch den Zentralausschuß, wird ja dominiert durch die linke AktionsGemeinschaft (AG) und durch den Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ). Sehen Sie in der Hochschülerschaft allfällige Partner, die mit dem RFS zusammenarbeiten würden?

GRAF: Selbstverständlich, denn der Zug der Zeit fährt ja in unsere Richtung. Man muß klar erkennen, daß gerade die ÖH-Exekutive, verkörpert in einem Sechser-Links-Bündnis effektiv versagt hat, wo es darum ging, die Rechte der Studenten abzusichern. Die Wachablöse ist vorausprogrammiert. Ich gehe davon aus, daß über eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses, weg von links über die Mitte nach rechts, durchaus auch der RFS, wenn er ein entsprechendes Wählervotum bekommt, sich beteiligen wird können. Ich nehme daher an, daß sich ein Mitte-Rechts-Bündnis schon ausgehen wird.

Die Freiheitlichen haben gesamtgesellschaftlich ein Wählerpotential von annähernd 30 Prozent. Im Vergleich dazu sind die freiheitlichen ÖH-Wahlergebnisse eher marginal. Wo sehen Sie die Ursache für dieses Auseinanderklaffen?

GRAF: Die Wahl und die ÖH ist nicht repräsentativ für die Gesinnung der Studierenden. Nachdem nicht einmal 30 Prozent der Studierenden zur Wahl gehen, gehen wir davon aus, daß der Protest gegen das derzeitige System hauptsächlich durch Nichtwahl ausgeübt wird. Es wird eine Aufgabe von uns sein, möglichst viele nichtwahlwillige Studenten für uns zu motivieren. Die Formel "ÖH-Wahlergebnis zu RFS-Wahlergebnis" ist nicht repräsentativ.

Stellt eine Wahlbeteiligung von 30 Prozent nicht das System ÖH insgesamt in Frage?

GRAF: Selbstverständlich! Wenn man davon ausgeht, daß die Studierenden das Zukunftspotential des Landes darstellen, muß man sehen, daß die Hochschülerschaft als Kammer als erste angefangen hat zu versagen. Das spiegelt sich wider in den Wahlbeteiligungen. Man sollte hinkommen zu einer Studentengewerkschaft – nicht im linken, sondern im rechten, leistungsorientierten Sinn –, damit die Hochschülerschaft wieder ein Gewicht bekommt, das sich auch beim Universitätsstudiengesetz niederschlägt, wo die Studenten jetzt letztendlich keine Stimme haben.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen