© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/97 30. Mai 1997 |
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Dokumentation: Pressestimmen zu den Auseinandersetzungen bei der "Jungen Welt" Balance zwischen Bewußtsein und Hundertmarkschein "Die gestrige Ausgabe (22.Mai,
JF) der Berliner Zeitung Junge Welt, Namenserbin des 1947 gegründeten späteren
FDJ-Zentralorgans und nach der Wende von Marktkräften und wechselnden Besitzern von einst
1,5 Millionen Auflage auf 17 000 gedrückte einzige marxistische Zeitung
Deutschlands, verspricht ein Sammlerstück zu werden. (
) Neben der üblichen
Selbstzerfleischung der rivalisierenden Gruppen innerhalb der Redaktion nennt Koschmieder
als überraschenden Grund für sinkende Abonnentenzahlen: die Vernachlässigung
ostdeutscher Themen. Und dies angesichts einer zu fast Dreivierteln in der ehemaligen DDR
angesiedelten Leserschaft. (
) Beide Seiten, Koschmieder und die Abtrünningen,
wollen in den nächsten Tagen weiter über ihren Streit berichten. Wenn es wenigstens der
Auflage dient." "Die Wahrheit wird wohl zwischen den Polen liegen. Aber niemals in der Mitte. In
der Jungen Welt wird frisch vermessen, was links und was richtig links ist. Das zweierlei
Maß wird angelegt in zwei Ausgaben. (
) Beide streiten um den wegweisenden Kurs der
Jungen Welt in der Post-DDR-Ära. Der muß rasch gefunden werden, alldieweil das frühere
FDJ-Organ eine Balance zwischen Bewußtsein und Hundertmarkschein zu finden hat. (
)
Für einen bürgerlich-liberalen Journalisten ist das ein Stück aus einer anderen
Zeitungswelt, vielleicht von einem ganz anderen Planeten. Und doch spielt alles in
Berlin." "Nun wäre man eben nicht richtig links und radikal, wenn man nicht um den einzig
wahren Weg dorthin streiten würde. Also werden gewohnheitsmäßig Fraktionen gebildet,
die beide gegeneinander den Pluralismus durchsetzen wollen. Das funktioniert natürlich
nicht. Niemand läßt sich schließlich von einer Gruppe, die anderer Meinung ist, einen
Pluralismus aufzwingen, den man ja eigentlich auch will. Soweit käme es noch! Also wird
das Schisma zementiert: zwei Fraktionen, zwei Pluralismen, zwei Ausgaben. Die Junge Welt
gibt es seit Donnerstag nur noch im Plural. (
) Es gibt nicht nur verschiedene
Standpunkte, sondern auch verschiedene Zeitungen. (
) Schafft zwei, drei, viele junge
Welten. Und paßt auf, daß daraus keine Dschungelwelt wird." "Wenn Zeitungen ums Überleben kämpfen, dann greifen ihre Geschäftsführer schon
mal auf außergewöhnliche Methoden zurück. (
) Und siehe da, plötzlich wird wieder
geredet und geschrieben über eine Zeitung, deren Fortbestand auch sieben Jahre nach der
Wende nur mit ungläubigem Staunen registriert werden kann. (
) Ein netter Streit
unter Linken, der aber nicht lohnt. Mehr Leser wird die Junge Welt damit nicht gewinnen,
das langsame Sterben des Blattes geht weiter. Dem Neuen Deutschland und der taz kann das
nur recht sein." "Die Linke lebt von ihren Differenzen, schreibt Jürgen Elsässer in
der Beilage junge world, die ein Teil der ND-Leser erhielten, darunter auch die links- wie
die rechtsrheinischen. Wohl wahr. Nur sind es immer weniger Linke, die von immer mehr
Differenzen leben können." |