© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/97 05. Juni 1997 |
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Zeitschriftenkritik: "National Review" Jenseits von McCarthy von Hans B. von Sothen Antikommunismus, das war gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in den USA etwas Unerhörtes, Diabolisches. Noch war die Sowjetunion der unerschütterliche Verbündete in einem blutigen Kreuzzug gegen die Nazis. Und Stalin, der gute Uncle Joe, stand für einen prinzipiell guten Antifaschismus. Erst nach und nach begann man sich darüber klar zu werden, wie weit sich Kommunisten während der Roosevelt-Ära in allen maßgeblichen Bereichen der amerikanischen Politik und Kultur festgesetzt hatten, die in Wahrheit dem politischenen System der USA den Kampf bis aufs Messer angesagt hatten. Ein Umschwung
erfolgte seit 1950 unter Senator Joseph McCarthy, der allerdings bei seinen Auftritten
bald entschieden über das Ziel hinausschoß. Seine Methoden wurden auch unter Amerikas
Konservativen und Rechten spätestens 1952 als für ein freies Land unwürdig angesehen.
Selbst Präsident Truman distanzierte sich vom McCarthyismus. Seit etwa 1953 begann daher
die Linke erneut hoffähig zu werden. Der Konservatismus schien in den USA erneut total
diskreditiert. Das war nicht das, was Buckley wollte. Er wollte eine moderne, verantwortliche, verständliche und schlagkräftige konservative Zeitung, die nicht nur die Schlachten von gestern schlug. So wandte er sich an Gönner in Hollywood. Dort hatte sich in einem überwiegend linken Klima eine konservative Gegenstruktur in der Filmproduktion gebildet. Hier fand Buckley offene Ohren. Er rekrutierte William S. Schlamm, der seit 1972 als Leiter der Zeitbühne im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Überhaupt haben Konservative aus dem deutschen Kulturraum bei der Gründung der National Review eine bedeutende Rolle gespielt. Zu seinen Autoren gehörten von Anfang an auch Erik von Kuehnelt-Leddihn, Thomas Molnar, Gerhart Niemeyer und der Kulturphilosoph Wilhelm Röpke. Heute ist die National Review mit etwa 200.000 verkauften Exemplaren die größte
konservative Zeitschrift der Vereinigten Staaten. An ihr führt heute in Amerikas
Öffentlichkeit kein Weg vorbei. |