© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/97  27. Juni 1997

 
 
Nordschleswig: 50. Knivsbergfest des Deutschen Jugendverbandes nach dem Krieg
Deutsche Jugendliche zeigen Flagge
von Jochen Arp

Am 15. Juni feierte die deutsche Volksgruppe im dänischen Nordschleswig zum 50. Male nach dem Kriege das "Knivsbergfest", dessen Ausrichter der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig ist.

Trotz kühlen Wetters waren wiederum nicht nur Hunderte Jugendliche, sondern auch manch ältere Angehörige der deutschen Minderheit auf die höchste Erhebung Nordschleswigs gekommen. Die Jugendlichen tummelten sich auf dem weitläufigen Gelände, um sich in sportlichen Wettkämpfen nicht nur untereinander, sondern auch mit deutschen Vereinen aus Schleswig-Holstein sowie mit dänischen Verbänden aus der Nachbarschaft zu messen. Die Älteren tranken gemütlich ihren Kaffee in der in den 20er Jahren von Alfred C. Toepfer gestifteten und von A. Paul Weber künstlerisch gestalteten Jugendherberge, dem "Langbehn-Haus" (benannt nach dem aus Hadersleben stammenden Kulturkritiker Julius Langbehn, dem "Rembrandt-Deutschen"), ehe sie nachmittags dem Kulturprogramm in der "Mulde", einer Art Freilichtbühne, beiwohnten. Gemeinsam gedachte man beim "Ehrenhain" auf dem Knivsberg der 753 im Zweiten Weltkrieg gefallenen oder vermißten deutschen Nordschleswiger.

Der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig ist der Dachverband von 30 Gruppierungen mit zusammen 2.585 Mitgliedern: Von Sportvereinen über Jugendklubs und Musikgruppen bis zu den Junglandwirten ist alles vertreten.

Obwohl nach dem Krieg die Vereinigungen der deutschen Minderheit zunächst zerschlagen und die Schulen und anderen Einrichtungen beschlagnahmt worden waren, trafen sich schon sehr bald wieder deutsche Nordschleswiger, um die organisatorische Arbeit der Volksgruppe – den dänischer Inhaftierungen und Attentaten zum Trotz – wieder auf die Beine zu stellen. Im Februar 1947 hatten sich junge Nordschleswiger zu einer Tagung zusammengefunden, der dann die Gründung des Jugendverbandes folgte. "Ziel und Zweck des Deutschen Jugendverbandes ist es", so heißt es in der Satzung, "im Rahmen der deutschen Sprache Kultur und Sport zu pflegen und zu fördern. Der Deutsche Jugendverband nimmt die gemeinsamen Belange der nordschleswigschen Jugend deutscher Gesinnung gegenüber den bundesdeutschen und dänischen Behörden usw. wahr." Wichtigste Aufgabe ist es, die Jugendlichen für die Belange der Volksgruppe zu interessieren.

An die Stelle des mehrere Monate nach Kriegsende von dänischen "Widerstandskämpfern" gesprengten Bismarckturmes ist ein neugestalteter Turm getreten, von dem am Festtag auch die schwarz-rot-goldene Flagge weht (in Dänemark ist das Zeigen anderer als dänischer Fahnen verboten, sofern nicht eine Sondergenehmigung vorliegt).

In seiner Festansprache präsentierte der Hauptvorsitzende des Bundes deutscher Nordschleswiger, der Tierarzt Hans Heinrich Hansen, eine Volksgruppe, die selbstbewußt in die Zukunft blickt. Stolz registrierte man, daß beim diesjährigen Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels die 13jährige Ingeliese Kragh, Schülerin der 6. Klasse der deutschen Schule in Hadersleben, Bundessiegerin bei der Endausscheidung in Frankfurt am Main geworden war. Außerdem nutzte die politische Vertretung der Volksgruppe, die "Schleswigsche Partei" (SP), das Fest, um mit Info-Ständen im Hinblick auf die im Herbst dieses Jahres stattfindenden dänischen Kommunalwahlen für sich zu werben.

Das Knivsbergfest schloß mit dem gemeinsam gesungenen Deutschland-Lied, begleitet von der Blaskapelle des deutschen Jugendverbandes.


 
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