© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/97  18. Juli 1997

 
 
Rechter Verlag: Ausschluß von Buchwochen
Entrüsteter Verband
von Thorsten Thaler

In scharfer Form hat der Verband der Verlage und Buchhandlungen in Baden-Württemberg den Teilnahmeverzicht des Grabert-Verlages an den "Stuttgarter Buchwochen" und der "Karlsruher Bücherschau" begründet.

Der Verband und der betroffene Verleger, Wigbert Grabert, hätten sich unter "massivem Druck" auf diesen Schritt verständigt, heißt es in einer kürzlich in Stuttgart verbreiteten Erklärung. Zuvor bereits war bekannt geworden, daß Grabert mit seinen beiden Verlagen "Grabert" und "Hohenrain" in diesem Jahr nicht auf den Büchermessen vertreten sein wird.

In der Erklärung heißt es wörtlich: "Beide sind der Ansicht, daß es keine rechtliche Grundlage für ein Ausstellungsverbot der Bücher der beiden Verlage gibt und haben kein Verständnis für die gegen die in Artikel 5 Grundgesetz garantierte freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit gerichtete Maßnahme des Wirtschaftsministeriums, sehen aber den politischen Druck, der von der Öffentlichkeit auf das Ministerium ausgeübt wird."

Wigbert Grabert nehme mit Rücksicht auf die Interessen der Verbandsmitglieder davon Abstand, dieses Jahr sein Programm auszustellen, heißt es in der Erklärung der Verbandes der Verlage und Buchhandlungen.

Unterdessen haben die Republikaner im Stuttgarter Landtag heftige Kritik an dem baden-württembergischen Wirtschaftsminister Döring geübt. Das von dem FDP-Politiker erzwungene Ausstellungsverbot für die beiden Verlage stelle "einen Rückfall in autoritäre und vordemokratische Verhältnisse" dar. REP-Fraktionschef Schlierer: "Inzwischen regiert bei uns ein Totalitarismus der Mitte." Döring offenbare sich als "Totengräber der Meinungsfreiheit".

Bereits bei den letzten Stuttgarter Buchwochen im Herbst vergangenen Jahres hatte es heftige öffentliche Proteste von Schriftstellern, Gewerkschaften und der SPD gegen die Teilnahme der beiden Verlage gegeben. Wirtschaftsminister Döring hatte als Hausherr des "Hauses der Wirtschaft", in der die Buchwochen normalerweise stattfinden, vor kurzem gedroht, die Räume nicht mehr zur Verfügung zu stellen, falls die beiden Verlage nicht ausgeschlossen würden (die JF berichtete).

Die Stuttgarter Buchwochen finden in diesem Jahr vom 12. November bis zum 7. Dezember statt und die Karlsruher Bücherschau vom 14. November bis 7. Dezember.

 
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