© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/97  15. August 1997

 
 
Bevölkerungsentwicklung: Mehr Ausländer, weniger Deutsche
Zahlen sind unerbittlich
von Ekkehart Schultz

Am Mittwoch vergangener Woche teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit, daß die Zahl der in Deutschland gemeldeten Personen am Stichtag 31. Dezember 1996 erstmals die 82 Millionen-Marke überschritt. Dies bedeutet eine Zunahme um 195.000 Einwohner bzw. 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch wer angesichts dieser Zahl vermutet, eine Trendwende zu einer Gesundung der bedrohlichen demographischen Entwickung des deutschen Volkes zu erkennen, übersieht, was sich hinter den Daten verbirgt.

Bereits ein flüchtiger Blick auf die Anzahl der Geburten und Todesfälle des Jahres 1996 offenbart, daß die Entwicklung der letzten Jahrzehnte weiter anhält: abnehmende bzw. auf geringem Niveau stagnierende Geburtenraten, die noch weit unter den trotz längst eingesetzter Überalterung im internationalen Vergleich geringen Sterberaten liegen. Vor einem Vierteljahrhundert hielten sich letztmals - orientiert man sich an den Zahlen der alten Bundesrepublik - Lebendgeborene und Verstorbene in etwa die Waage. Zwar konnte dieser Trend in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung kurzzeitig unterbrochen werden. Dafür sanken aber die Geburtenraten in den neuen Bundesländern so rapide, daß, betrachtet man die Entwicklung im gesamten Gebiet, der Sterbeüberschuß sogar weiter anstieg. Geburtenstarke Jahrgänge waren allerdings bereits in der untergehenden DDR seit den 80er Jahren Mangelware. 1988 überstieg auch hier erstmals die Sterberate die Geburtenrate.

Doch selbst diese Betrachtung verhüllt das reale Ausmaß dieser Erscheinung. Trennt man die Lebendgeborenen in Kinder von Deutschen und von in Deutschland lebenden Ausländern, so stellt man eine gravierende Diskrepanz fest. So betrug die Anzahl der Geburten pro 1000 Einwohner der Gesamtbevölkerung in den vergangenen 5 Jahren bei Deutschen durchschnittlich 9,5; bei Ausländern jedoch weit mehr als 15. Ein Drittel Kinder deutscher Frauen hätten folglich das Licht der Welt erblicken können, geht man von der im Vergleich international nicht allzu hohen Geburtenrate ihrer ausländischen Pendants aus. Dabei kann der erheblich günstigere Altersaufbau der Ausländer in Deutschland außer acht gelassen werden - die Folgen einer verfehlten Entwicklung sind auch so überdeutlich abzulesen. Die Deutschen haben nicht erst in den letzten Jahren den Weg zu einem sterbenden Volk beschritten. Ein logischer Schritt falscher Lastenverteilung zuungunsten von Familien mit Kindern.

Letztlich bietet freilich die nach wie vor kaum gebremste Zuwanderung eine hinreichende Erklärung für das Zahlenwunder des Statistischen Bundesamtes. 1995 zogen 708.000 Ausländer über die Bundesgrenzen nach Deutschland, 1996 immerhin noch 793.000, während sich die Anzahl der Rückwanderer weit darunter bewegten (1995: 567.000; 1996: 559.000). Hinzu kommt noch die wachsende Zahl von Einbürgerungen, die das Bild des Bevölkerungszuwachses in Deutschland endgültig als Augenwischerei entpuppen. So wurden zum Beispiel 1995 allein 31.578 Personen mit vormals türkischer Staatsbürgerschaft zu "Deutschen" erklärt. Mit dem aus diesen Zahlen resultierenden Saldo wächst die Gesamtbevölkerung natürlich allemal. Das politisch gewollte Einwanderungsland hat sich mittlerweile zur bedrohlichen Realität gemausert.


 
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