© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/97  29. August 1997

 
 
Zeitschriftenkritik: "Erneuerung und Abwehr"
Kirche und Volk

von Hans B. von Sothen

Viele evangelische Christen leiden an ihrer Kirche. Bibelauslegung verengt sich auf eine sozialdemokratisch angehauchte Diesseits-Theologie, auf reine Gewerkschafts-Gerechtigkeit. Die marxistische These, daß der Mensch kein höheres Wesen brauche, sondern sich nur selbst befreien könne, beginnt in beängstigendem Maße die Kanzeln zu erobern.

Die Erosion der Kirche schreitet voran: Kürzlich wurde in einer Umfrage des Berliner Religionssoziologen Klaus-Peter Jörns festgestellt, daß nur noch etwa 25 Prozent derer, die überhaupt in ihrem Glauben an Gott festhalten, an die zentrale Aussage des Evangeliums glauben, nämlich, daß Christus auferstanden ist. Doch bekanntlich beginnt die Fäulnis des Fisches beim Kopf: Ein Viertel der Pfarrer glaubt nicht an die Auferstehung. Nur 21 Prozent der Pfarrer bezeichnen Christus als ihr Vorbild, für 40 Prozent ist er nicht Gottes Sohn. Die Ergebnisse sind erschreckend und der Zustand der Kirche sieht leider danach aus.

Doch die Entwicklung ist nicht neu. Sie hatte ihre Vorläufer und es hat frühzeitig warnende Stimmen gegeben. Eine wichtige Stimme im Chor der Nachdenklichen ist die Zeitschrift Erneuerung und Abwehr, das Organ der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland.

Gegründet wurde sie 1967 als Reaktion auf die zunehmende Ideologisierung der evangelischen Kirche in den fünfziger Jahren, die schließlich in die umfassende Systemkritik mündete, wie sie seit 1968 einsetzte. Äußerer Anlaß für die Gründung war die "Ostdenkschrift" der EKD, die als Anbiederung an den "real existierenden Sozialismus" empfunden wurde. Der eigentliche Grund lag jedoch in der theologischen Rechtfertigung der kommunistischen Politik nach dem II. Weltkrieg und der Aufforderung, als Zeichen der Buße über das Versagen des deutschen Protestantismus "dem Kommunismus aufgeschlossen und verständniswillig entgegenzugehen" (Karl Barth). Antikommunismus, so Barth, sei nicht nur ein Zeichen mangelnder Bußfertigkeit, sondern ein "Indiz auf den Hitler in uns".

In Zeiten, in denen Zeitgeist-Theologie politisch argumentiert und aus politischen Grundsätzen ihre Theologie entwickelt, geht Erneuerung und Abwehr den umgekehrten Weg. Die Zeitschrift macht auf theologische Defizite aufmerksam und wirkt gerade dadurch politisch. Kritik wird beispielsweise an den "Befreiungstheologien", der Emazipationspädagogik, der sozialistischen Bibelinterpretation und an der Ausgrenzung konservativer Gruppen im innerkirchlichen Meinungsprozeß geübt. Daß Linke auch außerhalb der Kirche dies nicht gern hören und auch gegen Erneuerung und Abwehr den Faschismusvorwurf erheben, kann daher nicht verwundern.

Die Redaktion unter Klaus Motschmann und Autoren wie Gerhard Besier, Ernst Nolte, Günter Rohrmoser, Klaus Hornung, Konrad Löw, Lothar Groppe, Basilius Streithofen oder Lothar Bossle und viele andere stehen dafür, daß Erneuerung und Abwehr zu einer der bedeutenden christlichen Zeitschriften des konservativen Spektrums zählt.

"Erneuerung und Abwehr", Evangelische Notgemeinschaft e.V., Brunnenfeldstr. 44, D-71272 Renningen. Erscheint monatlich. Keine Abonnementsgebühren. Abgabe kostenlos oder gegen eine Spende.


 
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