© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/97  29. August 1997

 
 
Engagierte Menschen:
"Autonome"

von Manuel Ochsenreiter

Er heißt Florian. Seine Freunde nennen ihn "Floh", weil dieser Name "halt zu ihm paßt". Floh geht es eigentlich ganz gut. Seine Eltern verdienen gar nicht schlecht und gefehlt hat ihm nie etwas.

Dann wurde ihm plötzlich klar, wie spießig das Leben so war, und er ließ sich als Gegenmaßnahme piercen und die Haare färben. Seitdem ist er "links" und sogar "revolutionär". Angenehmer Nebeneffekt für ihn: Man kann einfach "links" sein und jedem von der Revolution erzählen ohne wirklich irgendwo anzuecken. Auch sein Lehrer findet "Floh" irgendwie lieb. Das findet Floh total praktisch.

"Nazis" findet Floh und seine Kumpels "nicht okay". Manchmal reden sie sogar davon, daß man sie einfach "alle mal verdreschen sollte", belassen es aber dann lieber bei der Lektüre vom Blick nach rechts, Interim oder Was geht ab. So heißen die Zeitschriften, die festlegen, wer "Nazi" ist und wer nicht. Auch wenn die Betreffenden gar keine "Nazis" sein wollen. Sie sind es dann eben einfach. Basta.

Aber auch "Nazi"-Zeitungen mögen Floh und seine Gang nicht. So eine wie die junge freiheit zum Beispiel. "Das ist eine total gefährliche rechte Postille", sagt Floh, auch wenn ihn jemand nicht danach fragt.

Floh leistet "Widerstand" und macht mit bei der Aktion "Stoppt Nazizeitungen". Floh fühlt sich stark, wenn die Kioskbesitzerin im Rentenalter vor Angst hyperventiliert, wenn er sich mit fünf Freunden mutig in ihrem Laden breitmacht. Und wenn die Zicke es wagt, die Zeitung trotz seines Besuches weiter zu vertreiben, dann gibt er die Adresse einfach an die "richtigen Leute" weiter. Dann kann’s schon mal brennen.


 
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