© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/97  26. September 1997

 
 
Beschäftigungspolitik: Von den USA lernen?
"Job-Wunder" bleibt aus
von Ernst Fröhlich

Die USA als Vorbild nehmen?

Die Europäer und vor allem die Österreicher halten sich noch immer für die Schönsten und Besten. Man ignoriert konsequent die eigenen Degenerationserscheinungen, man belächelt weiterhin die ostasiatischen Tigerstaaten, und der Wirtschaftsaufschwung in den USA wird mit allen möglichen und unmöglichen Erklärungen heruntergemacht. Man spricht in diesem Zusammenhang von "McJobs" und Ausbeutung der Arbeitnehmer durch das Kapital. Doch in Wirklichkeit stimmt das nicht, und die USA befinden sich in einer unbeschreiblichen Aufwärtsbewegung, während "Europa" dahinsiecht und seinen Sozialismus weiterhin hochhält.

Die neusten Zahlen aus Amerika zeigen nun ganz deutlich, wie "gut" es den Amerikanern geht. Die Arbeitslosenquote hat den niedrigsten Stand seit Oktober 1973 (!) erreicht. Wie das Arbeitsministerium in Washington berichtet, beträgt die Quote nun 4,8 Prozent. Eine Zahl, von der die meisten europäischen Staaten nur träumen können. Nun heißt es immer wieder, daß man diesen Aufschwung nur mit Hungerlöhnen bewerkstelligen kann. Diesem Argument kann man entgegenhalten, daß der durchschnittliche amerikanische Arbeitnehmer 12,19 Dollar pro Stunde verdient (das sind umgerechnet 149 Schilling), und das bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 34,5 Stunden. Von "Brutalkapitalismus" kann man angesichts dieser Zahlen nur mehr in böser Absicht sprechen.Das Geheimnis liegt wohl in der "freieren" Marktwirtschaft, die es den Amerikanern ermöglicht, auf Veränderungen in der Wirtschaft schneller zu reagieren. Die Europäer suchen ihr Heil noch immer in staatlichen Eingriffen. Solange aus unseren Planwirtschaften keine Marktwirtschaften werden, scheint die Zukunft Europas nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Während die EU-Staaten Budgetkosmetik betreiben, um die lächerlichen Maastricht-Kriterien zu erfüllen, kommt aus den USA eine Meldung, die wie ein Faschingsscherz klingt: "Das Budget der USA soll bis zum Jahr 2002 ausgeglichen sein." Ausgeglichen heißt dort wirklich null Prozent Neuverschuldung und nicht gebremste Neuverschuldung wie in Europa. Der Plan von Repräsentantenhaus und Senat sieht weiters vor, daß Steuern gesenkt werden sollen! In Summe sollen es 85 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 1.000 Milliarden Schilling) sein. John Kasich, der "House Budget Committee Chairman", spricht in diesem Zusammenhang von einem Kompromiß. Trotzdem könnte diese Vorlage noch scheitern, denn Experten erwarten sich ein Veto von Präsident Clinton. Das mögliche Veto könnte deshalb kommen, weil die Republikaner der Vorlage einen Passus hinzugefügt haben, wonach öffentliche Einrichtungen selbst dann nicht geschlossen werden dürfen, wenn der Kongreß und das Weiße Haus bis zum Beginn des neuen Fiskaljahres kein neues Budget ausgehandelt haben.Man erkennt daran, daß die Amerikaner ganz andere Sorgen haben, als die Europäer. Wie die finanzielle Situation der EU im Jahr 2002 aussehen wird, sollte man sich besser nicht vorstellen.

Man soll die Amerikaner auch nicht beneiden, sondern selbst versuchen durch mehr freie Markwirtschaft, ehrliche Leistung, weniger staatliche Eingriffe und ein bürgerfreundlicheres Steuersystem, in Europa und vor allem in Österreich, entsprechende Rahmenbedingungen zu gestalten, in denen die Wirtschaft wieder blühen kann.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen