© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/97  26. September 1997

 
 
Hessen: Sprecher der Nationalliberalen aus FDP-Fraktion ausgeschlossen
Alte Heimat, neue Heimat
von Andreas M. Daniel

Der stellvertretende Fraktionschef der hessischen FDP im Landtag von Wiesbaden, Heiner Kappel, ist am Dienstag aus der Fraktion ausgeschlossen worden. Jetzt droht dem Sprecher der "Liberalen Offensive", einem bundesweiten Zusammenschluß von FDP-Mitgliedern, die sich für einen nationalliberalen Kurswechsel einsetzen, auch der Ausschluß aus der Partei.

Das sieht auch Heiner Kappel so: "Nachdem die FDP-Landtagsfraktion mich ohne Zögern ausgeschlossen hat, ist dies auch von der Partei zu erwarten. Ich werde mir aber eine weitere Demütigung nicht mehr zumuten." Auf Nachfrage der jungen freiheit präszisierte Kappel, der am vergangenen Wochenende auch zum Sprecher der überparteilichen Vereinigung "Stimme der Mehrheit" (die JF berichtete) gewählt wurde: "Ich habe nicht die Absicht, die FDP zu verlassen. Ich lasse mich rauswerfen." In einem Telefongespräch am Dienstag mit dem Vorsitzenden des Bundes Freier Bürger (BFB), Manfred Brunner, hat Kappel unterdessen eine Zusammenarbeit mit der freiheitlichen Partei verabredet. Zu den Eckpunkten ihrer Kooperation erklärten Brunner und Kappel: "Wer statt eines erdrückenden Zentralismus ein friedliches Europa der Vaterländer will, wer sich dem Euro-Diktat Helmut Kohls nicht beugen will, wird von uns nicht enttäuscht werden." Als Ziel schwebt ihnen eine Alternative zu CDU und FDP vor, "die dem liberal-konservativen Bürgertum eine neue politische Heimat gibt".Welche "couragierten Männer und Frauen aus den etablierten Parteien" Kappel und Brunner zu gewinnen hoffen, war nicht zu erfahren. Gegenüber der jungen freiheit betonte Kappel nur, es sei "eine gute Möglichkeit, mit Manfred Brunner einen gemeinsamen Weg zu gehen. Aber ich denke,dazu gehören auch noch andere Persönlichkeiten".

Zu Begründung des Rauswurfs heißt es in der Parteiführung, Kappel sei wiederholt bei konkurrierenden Parteien als Redner aufgetreten, zuletzt im Hamburger Wahlkampf beim BFB. Außerdem verübelt ihm das liberale Establishment, daß Kappel am 3. Oktober zusammen mit Vertretern der "rechtslastigen" DSU, der Deutschen Partei (DP) und des BFB auf dem Kyffhäuser auftreten will. Gegenüber der JF bezeichnete Kappel diese Vorhaltungen als "geradezu absurd".


 
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