© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/97  26. September 1997

 
 
DVU: Eine Partei, die aus dem Nichts kam
Hobby eines Millionärs

Noch vor einem Monat galt die Partei als vergessen und chancenlos. Am Ende fehlten der Deutschen Volksunion (DVU) ganze 238 Stimmen, um die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Scheinbar mühelos hatte sie das Potential an Proteststimmen auf Kosten der Republikaner ausgeschöpft und war an allen Konkurrenten vorbeigezogen. Ihr Einzug in die Hamburger Bürgerschaft wäre nach Bremen (1991/95) und Schleswig-Holstein (1992/96) der dritte parlamentarische Erfolg in der zehnjährigen DVU-Geschichte gewesen.

Die DVU wurde im März 1987 als Wahlbündnis mit Unterstützung der NPD von Gerhard Frey initiiert. Frey, Verleger der Nationalzeitung und der Deutschen Wochenzeitung sowie vielfacher Immobilienmillionär, führte die DVU noch im gleichen Jahr bei der Bremer Bürgerschaftswahl mit 5,3 Prozent und zwei Mandaten in die Stadtverordnetenversammlung von Bremerhaven. Aufgrund der Besonderheit des Wahlrechts konnte sie daraufhin auch mit einem Abgeordneten ins Bremer Landesparlament einziehen.

Bei der Europawahl im Juni 1989 scheiterte die DVU mit 1,8 Prozent der Stimmen, während die Republikaner mit 7,4 Prozent und sechs Abgeordneten ins Straßburger Parlament gewählt wurden. Im September 1991 schaffte die DVU erneut den Einzug in die Bremer Bürgerschaft – mit 6,18 Prozent im gesamten Wahlgebiet (Bremen: 5,38 Prozent, Bremerhaven: 10,06) erzielte sie sechs Mandate. Nur einen Monat später trat freilich der erste Abgeordnete schon wieder aus Partei und Fraktion aus.

Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein im April 1992 erreichte die DVU 6,3 Prozent der Stimmen und zog mit sechs Abgeordneten ins Parlament ein. Im Jahr darauf verlor die von Frey zentralistisch geführte Partei nach heftigen Querelen und dem Austritt von mehreren Abgeordneten ihren Fraktionsstatus sowohl in Bremen als auch in Schleswig-Holstein. Nach Niederlagen bei den Landtagswahlen von 1995/96 ist die DVU in beiden Bundesländern nicht mehr in Parlamenten vertreten. Alle Wahlkämpfe wurden von der DVU – wie auch jetzt in Hamburg – ausschließlich durch Postwurfsendungen, Plakate und Fernsehspots geführt. Über eine anderen Parteien vergleichbare Parteistruktur verfügt die Organisation nicht. Ein- bis zweimal jährlich hält Frey in der Passauer Nibelungenhalle bei Bier, Brezen und großen Bücherständen mit seinen Anhängern Hof.

Dem gerissenen Geschäftsmann Frey werden gute Verbindungen zu pensionierten CSU-Politikern nachgesagt. Kaum verwunderlich, daß die DVU bislang in Bayern nie zur Wahl antrat. Sitz des Freyschen Konzerns ist schließlich die Hauptstadt des Freistaates. (JF)


 
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