© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/97  10. Oktober 1997

 
 
Ruhe vor dem Sturm
von Jürgen Hatzenbichler

Die oberösterreichischen Landtagswahlen konnten mit keinem sehr bewegenden Ergebnis aufwarten: einige Prozentverluste bei den Großparteien, Gewinne bei den Freiheitlichen, aber nicht übermäßig, und die Grünen werden in den Landtag einziehen. Oberösterreich ist kein Signal für die nächsten
Großwahlen.

Am schlimmsten hat es allerdings die Sozialdemokraten erwischt. Sie verloren 3,7 Prozent der Wähler und halten in Oberösterreich bei nunmehr 27,7 Prozent. Im Landtag müssen sie somit drei Mandate abgeben und behalten 16 Sitze. Der Grund für diese Niederlage für die SPÖ dürfte wohl hauptsächlich beim oberösterreichischen SP-Spitzenkandidaten Fritz Hochmair liegen. Ihm wurde schon lange vor dem Wahlgang durch die Medien attestiert, daß er durch besondere Farblosigkeit glänze. Und im übrigen: einen allfälligen Einfluß der Bundespolitik auf die Schlappe will man bei Oberösterreichs SPÖ nicht erkennen. Das wäre für Bundeskanzler Viktor Klima, der das Image des sozialdemokratischen, potentiellen Siegers pflegt, gar zu hart, wenn man ihm die "Panne" zuschieben müßte.

Segensreich scheint sich das Wirken des ÖVP-Spitzenkandidaten und professionellen Religionslehrers, Landeshauptmann Pühringer, auf den Wahlausgang ausgewirkt zu haben. Immerhin: Die Volkspartei, die ansonsten dem Absturz konsequent entgegentreibt, hat nur 2,5 Prozent abgeben müssen, was sie auf ein Ergebnis von 42,7 Prozent führte.

Gewinnen konnten die Freiheitlichen, doch es war diesmal kein Erdrutschsieg, der die Landespartei übermäßig erfreuen könnte. Trotz sehr massivem Einsatz der Wahlkampflokomotive Jörg Haider wird sich die FPÖ im Landtag nur um ein Mandat verbessern. 12 freiheitliche Mandatare sind somit im oberösterreichischen Landtag. Die Haider-Bewegung hat 20,3 Prozent erhalten, was einen Zuwachs von 2,6 Prozent bedeutet. Wirkliche Freude gab es bei den Grünen, die es mit Spitzenkandidat Rudi Anschober geschafft haben, in den oberösterreichischen Landtag einzuziehen. Bei den Liberalen dürften sich schön langsam Existenzängste durchsetzen, denn die Grünen schaffen es scheinbar besser, die linksliberale Wählerklientel an sich zu binden als das LIF. Bei den gleichzeitig stattfindenden Gemeinderatswahlen im Burgenland mußte die Sozialdemokratische Partei im Schnitt Verluste von zwei Prozent hinnehmen. Die Federn, die die Volkspartei lassen mußte, lagen bei rund einem Prozent. Im Vergleich dazu lagen die freiheitlichen Gewinne bei annähernd vier Prozent. Deutlich ausgewirkt hat sich das Persönlichkeitswahlrecht. Bürgermeisterkandidaten und ihre Parteien haben gar manchmal unterschiedliche Ergebnisse eingefahren.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen