© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/97  17. Oktober 1997

 
 
Rüdiger Proske: Vom Marsch durch die Institutionen
Der Geist weht Links
von Holger Stürenburg

Eine zwar recht trockene, aber äußerst fundierte und faktenreiche Analyse des immensen Einflusses der 68er- Generation auf viele Bereiche des politischen und gesellschaftlichen Lebens der Bundesrepublik des ausgehenden 20. Jahrhunderts bietet die neueste "Streitschrift" des Journalisten und Schriftstellers Rüdiger Proske. Der eigentlich aus dem linken Lager stammende Ex-Redakteur der berüchtigten Frankfurter Hefte hatte bereits 1996 eine konkrete und gut recherchierte Stellungnahme zur Anti-Wehrmachtsausstellung veröffentlicht (Titel: "Wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken") und wurde seitdem von den "politisch korrekten" Medien entweder totgeschwiegen oder gleich mit der langsam lächerlichen "Faschismus-Keule" bedacht.

In den Funkhäusern, Fernsehanstalten und Zeitungsverlagen sieht Proske auch – neben den sogenannten "Intelligenzberufen" wie Pädagoge, Soziologe, Richter, Rechtsanwalt etc. – den Haupteinflußbereich der ehemaligen Studentenrevolutionäre. Viele, die heutzutage bei Spiegel, Zeit oder Süddeutscher Zeitung in den Redaktionsstuben das Sagen haben, sind 1967/68 durch die Straßen gezogen und sangen Lieder wie "Hängt die Generäle der Bundeswehr / An die Laternenpfähle der DDR". Andere wiederum üben 1997 wichtige Funktionen in SPD, Gewerkschaften oder gar der Evangelischen Kirche aus.

Proske analysiert brillant die drei Grundmanifeste der 68er-Bewegung, die sich hauptsächlich auf die "Frankfurter Schule" von Adorno, Horkheimer, Habermas, Fromm bis hin zu Reich berief. Jedes der drei strategischen Ziele wird von Proske emotionslos und konkret besprochen: die "Machtübernahme in den bestehenden Sozialisations- und Kommunikationssytemen", die "Negation der Staatsmacht" bis hin zur "Überziehung der Sozialansprüche". Damit wollten die 68er zunächst Universitäten, Schulen und Kindergärten mit "antiautoritärer Erziehung" und "sexueller Revolution" unterwandern, auch die "systematische Diffamierung der Polizei" ("Bullen") sollte erfolgen, und sozialpolitisch wollte man den "Weg zu vernünftigen Tarifkompromissen" erschweren, zum Beispiel durch eine gesellschaftliche "Schwächung der Unternehmerposition".

Analysen des linken Ungeistes der späten 60er in dieser konkreten und realistischen Form gab es im "konser-vativen" Lager selten, offenbar mußte erst dieses auf konvertierte Ex-Linke und Querdenker wie den "Provokateur" Rüdiger Proske warten.

Auch in den jüngsten Urteilen des Bundesverfassungsgerichtes, der Diskussion um "Deserteur-Denkmäler" sowie gar in einer ideologischen Unterwanderung der Bundeswehr sieht der Autor negative Folgeerscheinungen des "Marsches durch die Institutionen", basierend auf jenen drei "Grundmanifesten".

Von linkem Geist durchwehte BVG-Urteile etwa zu Kruzifix, Asylrecht, Sitzblockaden oder auch "Soldaten sind Mörder"-Zitaten bilden laut Proske die Basis für den linksgewirkten Aufruhr gegen Wehrmachtsangehörige.

Fernab von jeglichen typisch "rechten" Verschwörungstheorien skizziert Proske den Weg von der "Kritischen Theorie" in den 60er Jahren zur Übermacht der Toskana-Revoluzzer heutzutage. Zusätzlich bietet der Verfasser detaillierte Zitate der 68er-Theoretiker und -Philosophen sowie Lebensläufe von heute etablierten Alt-68ern. Mutig ist auch seine Wortwahl, wenn er etwa die "Heilslehren" von Marx bis Adorno in ihrer Form als "ideologische Begründung der RAF für ihre Morde" mit "Hitlers ‘Mein Kampf’" vergleicht, da diese genauso "eine Kampfanweisung gegen die Demokratie" darstellten.

Versteckt beklagt Proske, daß es in Deutschland bis heute "keine politische Kraft" gibt, "in der sich demokratischer Konservatismus oder Nationalliberalismus … ausdrücken können". Offen läßt er jedoch, ob es nicht doch einer solchen freiheitlichen, konservativen und anti-linken Partei oder Gruppierung bedürfte, um den Schaden, den die linken Ideologen und ihre "Exekutive" angerichtet haben, wieder gutzumachen und vor allem Verhältnisse gesellschaftlicher Normalität in der "Berliner Republik" einkehren zu lassen.

Rüdiger Proske: Vom Marsch durch die Institutionen zum Krieg gegen die Wehrmacht – Eine zweite Streitschrift wider den Mißbrauch der Geschichte deutscherSoldaten zu politischen Zwecken, 200 Seiten, kart. 29,80 Mark


 
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