© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/97  21. November 1997

 
 
Sklaverei: Kein Reuebekenntnis gegenüber der schwarzen Bevölkerung
Geschichtsbewältigung in den USA
von Kenneth Lewan

In jüngster Zeit ist in den USA häufig die Frage erörtert worden, ob Präsident Clinton eine Entschuldigung gegenüber Schwarzen wegen der Sklaverei aussprechen sollte. Ein entsprechender Gesetzesentwurf ist von einigen Kongreßabgeordneten eingereicht worden. Ein Grund für diese Bußfertigkeit mancher Amerikaner ist gewiß, daß sich Ex-Präsident Bush 1990 für die Internierung von Japano-Amerikanern im Zweiten Weltkrieg entschuldigt hatte.

Zwei Monate nach Kriegsbeginn zwischen Japan und den USA gab Franklin D. Roosevelt den Befehl, alle Menschen japanischer Herkunft von der Westküste der USA zu evakuieren und in "Umsiedlungslager" zu stecken. Die Verordnung betraf 110.000 Personen. Von ihnen waren 70.000 durch ihre Geburt in den USA amerikanische Staatsbürger, die übrigen lebten dauerhaft in den Vereinigten Staaten. Da sie jedoch Asiaten waren, durften sie nicht eingebürgert werden. Innerhalb einer Woche mußten die Japano-Amerikaner Verfügungen über ihr Eigentum treffen und Abzeichen tragen. Die Wachen in den mit Stacheldraht eingezäunten Lagern waren bewaffnet. Wenn auf Bauernhöfen Arbeitskräfte benötigt wurden, durften Lagerinsassen für einen geringen Lohn dort arbeiten. Einige durften ihr Studium an Hochschulen fortsetzen.

Es gab keine Anhörungen der Betroffenen, um festzustellen, ob einzelne sich illoyal verhielten. Behauptet wurde, daß alle aufgrund ihrer Herkunft eine Sicherheitsgefahr darstellten. Deren Internierung war überall im Lande bekannt. Eine Umfrage zu dieser Zeit ergab, daß 60 Prozent der US-Bevölkerung für die "Umsiedlung" der Staatsbürger japanischer Herkunft votierten, 93 Prozent befürworteten die "Umsiedlung" derjenigen Japaner, die keine Staatsbürger waren.

1983 bestätigte der Kongreß, daß sich Roosevelts Verordnung nicht durch militärische Überlegungen rechtfertigen ließ. Er charakterisierte die Entscheidung als eine Folge von "Rassenvorurteilen, Kriegshysterie und Mangel an politischer Führung" und empfahl eine Zahlung von 20.000 Dollar an jeden Überlebenden der Lager, was dann auch umgesetzt wurde. Während des Streits um das Reuebekenntnis gegenüber Schwarzen stellten die Gegner die Frage: warum soll die Nation jetzt die Schuld der Vorväter auf sich laden? Eine weitere Folge wären sicherlich Forderungen der Nachfahren der Indianer. Clinton zeigte sich zuerst geneigt, eine Entschuldigung auszusprechen, hat sich aber schließlich dagegen entschieden.


 
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