© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/97  05. Dezember 1997

 
 
Zeitschriftenkritik: "CC-Blätter"
Stützburschen gesucht
von Martin Otto

Der Zweite Weltkrieg und das Dritte Reich waren für das deutsche Korporationswesen in vieler Hinsicht eine Zäsur. Nach 1945 schlossen sich einstmals getrennte Dachverbände zusammen. 1951 bildeten die Deutsche Landsmannschaft und der Vertreter-Konvent der Turnerschaft, zwei der vor 1935 größten mensurbeflissenen Dachverbände, den Coburger Convent (CC) der Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen; heute gehören ihm rund 100 Korporationen aus Deutschland und Österreich an. Als Verbandszeitschrift fungieren die CC-Blätter, die, unter Zuhilfenahme älterer Traditionen, im 112. Jahrgang vierteljährlich erscheinen. Studentische Verbandszeitschriften zeichneten sich oft dadurch aus, daß ihr Inhalt nur einem begrenzten, weil eingeweihten Leserkreis zugänglich ist. Das muß kein Manko sein; man teilt dieses Schicksal mit unzähligen Vereins- und Gemeindeblättchen.

Die CC-Blätter geben sich, auf Außenwirkung bedacht, in einem ganz neuen Layout modern. Inhaltlich ist man dagegen der Defensive verpflichtet. In der aktuellen Ausgabe erfährt man, daß "korporationsstudentische Bräuche nicht darüber hinwegtäuschen können, daß im CC eine rege geistige Auseinandersetzung stattfindet". Bloße Selbstbestätigung oder Pfeifen im Keller? Ein anderer Autor schreibt, freilich ironisch: "Oh Gott, ich bin ein böser CCler!" Fast beruhigend heißt es woanders: "Der Kommers ist kein Saufgelage für ’Kampftriker‘, die Kommersrede setzt sich meist mit wichtigen Zeitthemen auseinander". Wenn das so ist, sind wir ja beruhigt. In diesem Sinne schreibt ein Studienrat : "Unsere Zielgruppen müssen erfahren, was wir eigentlich sind, welche Inhalte wir haben, welche Ziele wir verfolgen." Die CC-Blätter lassen darauf allerdings nur wenig Rückschlüsse zu. Der informativste Teil ist sicherlich eine Liste sämtlicher Adressen innerhalb des CC, angeblich der meistgelesene Teil der Blätter. Ansonsten: Berichte über einen Verbändekommers in Dortmund, Ausschnitte aus Gedenkreden, mehrere mitgliederschwache Verbindungen suchen "Stützburschen", ein paar sonstige Kleinanzeigen.

Als Mitteilungsblatt für Korporierte haben die Blätter ihre Berechtigung, der Rest der reichbebilderten Zeitschrift bleibt im Zwischenraum des Unklaren. Vor allem die vielgerühmte Zielgruppe ist nicht erkennbar. Wollen hier einige alte Herren sich vergewissern, wie zeitgemäß man doch ist, oder richtet man sich an die ebenfalls oft gerühmte akademische Wirklichkeit? Über die erfährt man allerdings auch nur wenig.

Sicher, die Problematik derartiger Zeitungen, die nur auf einen kleinen Kreis ehrenamtlicher Mitarbeiter zurückgreifen können, ist einschlägig bekannt, daher sollte man keine hochgestellten Erwartungen hegen. Mit ihren Problemen stehen die CC-Blätter symptomatisch für die heute mehr den je unklare Standortbestimmung des Verbindungsstudententums zwischen Vergangenheit und Moderne.

"CC-Blätter". Die Zeitschrift des Coburger Convent (sic!) der Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen. Hg. vom Verband Alter Herren des Coburger Convents e.V., Triftstr. 1, D-80538 München. Erscheint vierteljährlich. Einzelheft 2 DM zzgl. Postgebühren.


 
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