© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/97  05. Dezember 1997

 
 
Junge Landsmannschaft Ostpreußen: Neue Bundesführung gewählt
Markenartikel geworden
von Arne Schimmer

Die Junge Landsmannschaft Ostpreußen ist ein wahrer Markenartikel." Mit diesen Worten präsentierte sich am vergangenen Wochenende der neugewählte Bundesvorsitzende der JLO, René Nehring, den Delegierten der diesjährigen Bundesversammlung in Würzburg. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage, wie sich die langfristige Arbeit der Jugendorgansiation bei einem wegen Überalterung zu erwartenden politischen Bedeutungsverlust der Mutterorganisation, der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), gestalten soll.

In seinem Jahresbericht konnte der scheidende Bundesvorsitzende Bernhard Knapstein auf den stetigen Mitgliederzuwachs und die gute Zusammenarbeit mit anderen Verbänden im national-konservativen Spektrum verweisen; dazu zählte er die Burschenschaften, die "Deutschland-Bewegung" von Alfred Mechtersheimer, bündische Gruppen und verschiedene Parteien. Die öffentlichkeitswirksamste Aktion der JLO in diesem Jahr sei die Präsenz auf dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Düsseldorf gewesen. Als Großveranstaltung für das kommende Jahr bereitet die JLO eine Bundesversammlung vor, die im September 1998 in Mitteldeutschland stattfinden soll und auf der die rund 1.200 Mitglieder über die künftige innere Organsiation und eine eventuelle Namenserweiterung befragt werden sollen.

Hintergrund: Viele Mitglieder halten eine Ergänzung des Names JLO um den Zusatz "Preußische Jugend" oder "Deutschlands Jugend" für sinnvoll, um so die politische Basis der Organsiation, die über die Themen Ostdeutschland und Vertreibung hinausgeht, nach außen hin zu dokumentieren. Eine solche Ergänzung, so argumentieren die Befürworter, läge auch in der Logik der JLO-Ziele, da für Ostdeutschland nur etwas zu erreichen sei, wenn die Deutschen sich wieder als Nation begriffen und ihre Fortexistenz als Volk in einem eigenen Staat gesichert sei. Insofern könne eine Beschränkung auf den Namen JLO eine Ausbreitung der Organisation hemmen, da sich das Thema Ostpreußen gesamtgesellschaftlich in einer Randlage befinde.

Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde René Nehring (22) aus Berlin zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Er löst damit Bernhard Knapstein ab, der aufgrund seines bevorstehenden Examens nicht wieder für das Amt kandidiert hatte. Zu Stellvertretern wurden Elard von Gottberg, Uwe Faesel und Stefan Rochow gewählt. Als Beisitzer gehören neben Knapstein noch Gunda Sievers, Christian Schaar und Rüdiger Stolle dem Vorstand an. In seinem Amt bestätigt wurde Schatzmeister Klaus Gundlach.

Einen Höhepunkt der zweitägigen Veranstaltung bildete die Rede des Sprechers der LO, Wilhelm von Gottberg. Er beschäftigte sich mit der Frage, wie die junge "Bekenntnisgeneration" motiviert werden könne, die Arbeit der Vertriebenenverbände fortzusetzen. Als wichtige Punkte nannte Gottberg die angemessene Berücksichtigung der Rolle Ostdeutschlands in der Geschichte Deutschlands in den Schulbüchern, die Betonung der eigenständigen ostdeutschen Kultur und die Bildung einer "Ostpreußen-Lobby", die auch Zugang zu den Medien haben müsse.

In seinem Vortrag am Sonntag betonte der Friedensforscher und Initiator der "Deutschland-Bewegung, Alfred Mechtersheimer, daß gesellschaftliche Veränderungen von Minderheiten, von Abweichlern vorangetrieben würden, die sich nicht an gesellschaftliche Normen hielten.

Um die eigenen Vorhaben mit Energie voranzutreiben, sei es nötig, sich der zur Verfügung stehenden Mittel der Informations- und Kommunikationstechnologie zu bedienen. Kritisch bewertete Mechtersheimer den Versuch, durch Parteien eine grundlegende politische Wende herbeizuführen. Das Bewußtsein und Gefühl der Gemeinsamkeit im nationalen und konservativen Spektrum werde durch die Vielzahl konkurrierender Parteien zerstört, und jeder Versuch einer Einigung ende nur mit neuer Zersplitterung.Zum Zustand der Nation merkte er an, daß die in Bonner Regierungskoalition unter Umständen ein größeres Übel darstelle als eine rot-grüne Koalition, da die CDU/CSU/FDP-Regierung den Prozeß der Zerstörung des Landes so betreibe, daß er kaum angreifbar sei. Das Ziel einer breit in der Basis verwurzelten Deutschland-Bewegung müsse es sein, das politische System in Richtung des Nationalen zu ziehen und das überkommene wie untaugliche Rechts-links-Schema durch ein National-International-Schema zu ersetzen, erklärte Mechtersheimer.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen