© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/00 07. Januar 2000


Frisch gepresst

Alfred Jodl war von 1939 bis 1945 Hitlers "operativer Berater". Als Chef des Wehrmachtführungsstabes gehörte er zur engsten Umgebung des deutschen Diktators. Nach Kriegsende angeklagt, wurde er 1946 in den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt und durch den Strang hingerichtet. Ursprünglich Opponent Hitlers, verstrickte er sich später in eine Gläubigkeit, die sich auch gegen klare militärische Erkenntnisse behauptete. Der renommierte Historiker Bodo Scheurig – er veröffentlichte u.a. Standardwerke über Ewald von Kleist-Schmenzin und Henning von Tresckow – legte 1991 mit seiner Studie "Alfred Jodl. Gehorsam und Verhängnis" die erste umfassende Biographie Jodls vor. Leitmotiv seiner Darstellung ist das Verhängnis verabsolutierten Gehorsams. Der Verlag Siegfried Bublies hat diese Biographie (Schnellbach 1999, 528 Seiten, 58 Mark) jetzt neu aufgelegt.

Otto Rahn. Während sein 1995 veröffentlichtes Werk "Otto Rahn – Leben & Werk" längst vergriffen ist, legt Hans-Jürgen Lange mit "Otto Rahn und die Suche nach dem Gral" (Arun-Verlag, Engerda 1999, 270 Seite, 29,80 Mark) nun eine Biographie über den berühmten Gralsforscher vor, die weit über seine ursprüngliche biografische Studie hinausgeht. Dem Autor gelang es, einen bisher unbekannten siebenjährigen Briefwechsel mit dem Literaten Albert Rausch zu erschließen. Diese Briefe geben nicht nur Aufschluß über Otto Rahns Lebensumstände zwischen 1927 und 1934, sondern werfen auch ein neues Licht auf das Lebensgefühl und die esoterischen Studien seiner Zeit. Zwei weitere Kapitel geben die historischen Quellen über den mysteriösen Schatz der katharer wieder. Auch Rahns Homosexualität wird aufgearbeitet und seine damit verbundenen Verflechtungen durchleuchtet. Was Rahn und seine Arbeit in letzter Konsequenz so interessant macht, ist das für ihn tödliche Dreieck aus homoerotischen, politischen und esoterischen Kräften. In diesem Kraftfeld endete sein tragisches Schicksal in einem zwar immer wieder angezweifelten Selbstmord, für den Lange aber Zeugen und eindeutige Beweise bringt.

Jugend im Krieg. Das Leben deutscher Jugendlicher in den Jahren zwischen 1939 und 1945 war geprägt von Propaganda, Appellen und Drill – von der Hitlerjugend bis zum Kasernenhof. Trotzdem: "Man jubelte Hitler zu, und wir Jungen hatten schon mal die Sorge, der Endsieg könne errungen werden, bevor wir an die Front kämen", berichtet ein damals 14jähriger. Schnell genug kamen sie dorthin und die Begeisterung schlug um in nackte Angst. Auch die Jugendlichen in der Heimat holte der Krieg ein: Junge Mädchen waren zum Beispiel als Lazaretthelferinnen mit schwer verwundeten Soldaten konfrontiert. 40 solcher, teilweise erschütternder Erlebnisse von Zeitzeugen sind in dem Band "Wir wollten leben. Jugend in Deutschland 1939–1945" (JKL Publikationen, Berlin 1998, 340 Seiten, 34,80 Mark) dokumentiert.


 
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