© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/00 28. Januar 2000

 
Ökobilanzen: Ein verläßliches Maß für Umweltverträglichkeit
Nicht ein für alle Mal fixiert
(JF)

Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz sollen Abfälle möglichst vermieden oder zumindest verwertet werden. In jedem Fall ist aber die für die Umwelt "sauberste" Lösung zu wählen.

Bei der Entscheidung hierüber können Ökobilanzen Hilfestellung geben. Sie zeigen die Vor- und Nachteile der in Frage kommenden Entsorgungswege auf. Dabei werden die benötigten Energieträger und Materialien ebenso berücksichtigt wie die damit verbundenen Aufkommen an Emissionen, Abwasser, Abfall und Lärm. Die Daten werden zusammengefaßt und bewertet, so daß die Entsorgungswege miteinander verglichen werden können. Bislang vorliegende Ökobilanzen kommen nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zu folgenden Ergebnissen:

- Auch wenn sich die Wissenschaft bezüglich der besten Verwendung von Altpapier nicht ganz einig ist, so sprechen viele Ökobilanzen unterm Strich doch für das Recycling, zumal wenn gut funktionierende Systeme existieren. Hierzulande wurden zuletzt immer mehr von den gesammelten Zeitungen und Zeitschriften in der Papierproduktion eingesetzt, so daß die Deutschen zum europäischen Recyclingmeister geworden sind: In der Bundesrepublik wurden 1998 70 Prozent des verbrauchten Papiers recycelt – im westeuropäischen Durchschnitt lag die Quote bei 50 Prozent.

- Nach Untersuchungen des ifeu-Instituts ist die Runderneuerung die umweltverträglichste Verwendung für Altreifen. Allerdings ist dies, wenn überhaupt, nur einmal möglich. Die zweitbeste Bewertung erzielt die Verwertung von Altreifen zu Gummimehl, das zu Bodenbelägen verarbeitet werden kann. Hierfür existiert jedoch nur ein relativ kleiner Markt, so daß die Altreifen häufig doch verbrannt oder deponiert werden müssen.

- Eine weitere ifeu-Studie belegt, daß alte Kühlschränke der Umwelt zuliebe maschinell zerlegt und ihre Bestandteile wiederverwertet werden sollten. Ökologisch deutlich schlechter schneiden die Entsorgung auf dem Verbrennungsweg und die Lagerung auf einer Deponie ab.

- Wie die Ökobilanzen zeigen, ist die Verbrennung von Kunststoffmüll häufig sinnvoller als das Recycling – vorausgesetzt, es stehen effiziente Müllheizkraftwerke zur Verfügung, die gut in die Versorgungsnetze eingebunden sind und die örtlichen Verbraucher möglichst ganzjährig mit Wärme beliefern können.

Diese Beispiele machen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Ökobilanzen deutlich. Neue Verwertungstechniken oder neue Märkte für wiederverwendete Rohstoffe können natürlich die ökologische Bewertung eines Entsorgungsweges entscheidend verändern. Und auch die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen sind nicht ein für alle Mal fixiert. Daher ist das umweltverträglichste Entsorgungsverfahren für eine Abfallart immer wieder neu festzulegen.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen