© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/00 28. Januar 2000

 
Frisch gepresst

Nationale Minderheiten. Das wiedervereinigte Deutschland beherbergt drei ethnische Minderheiten auf seinem Territorium: Dänen, Friesen und Sorben. Diese sind zwar in den Verfassungen von Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen als Minderheiten anerkannt, nicht jedoch im Grundgesetz. Ein entsprechender Vorstoß fand im Bundestag keine Mehrheit. Welchen Stellenwert nationale Minderheiten in Deutschland früher hatten, beleuchtete im September 1995 eine internationale Konferenz in Bautzen. Das Anliegen dieser hochrangig besetzten Tagung bestand insbesondere darin, den Prozeß der mentalen Nationalisierung des politischen Bewußtseins aufzuhellen, der zu einem Wandel in der Einstellung der Mehrheit zu den Minderheiten und der Minderheiten zur Mehrheitsnation geführt hat. Die Referate der Konferenz sind jetzt in dem Band "Nationale Minderheiten und staatliche Minderheitenpolitik in Deutschland im 19. Jahrhundert" (Akademie Verlag, München 1999, 212 S., 78 Mark) zusammengefaßt.

Drittes Reich. Warum haben Millionen von Deutschen für Adolf Hitler und die Nationalsozialisten gestimmt? Diese Frage bewegt die Gemüter immer wieder aufs neue. Eine der weit verbreiteten Erklärungen ist die Kontinuitätsthese ("von Luther bis Hitler"), die den Erfolg des NSDAP aus dem deutschen Wesen erklären möchte, eine andere die Ansicht, der Aufstieg der NS-Bewegung sei allein aus dem Versailler "Schmachfrieden" zu erklären. Peter Fritzsche lehnt beides ab. In seinem Buch "Wie aus Deutschen Nazis wurden" (Pendo Verlag, Zürich 1999, 274 S., 48 Mark) beschreibt er statt dessen die zwei Jahrzehnte bis zur Machtübernahme Hitlers als eine revolutionär-populistische Bewegung, die sich bei Ausbruch des Weltkrieges manifestierte und schließlich im Aufstieg der Hitler-Partei kulminierte. Gleichzeitig beschreibt der Autor die NSDAP als "moderne Massenpartei".

Neutralität. Die Schweiz befand sich in der Bipolarität des Kalten Krieges bezüglich ihrer geographischen Lage, der von ihr hochgehaltenen Werte und der Ausrichtung ihrer Wirtschaftsbeziehungen im westlichen Lager. Daß sie dennoch an ihrer Neutralität festhielt, war primär dem populären Glauben zuzuschreiben, Neutralität bilde die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Sicherheitsstrategie des Kleinstaats. Wie definierte man aber in den damals als sicherheitsrelevant geltenden Politikbereichen nationale Interessen der Schweiz? Mit welchem Ergebnis wurden sie gegen die Ansprüche Großbritanniens und der USA durchgesetzt, deren Außenpolitik im Zeichen des Antikommunismus stand? Welche Vorbereitungen traf die Schweiz im Hinblick auf den potentiellen europäischen Großkrieg? Antworten darauf liefert Mauro Mantovani mit seinem Buch "Schweizerische Sicherheitspolitik im Kalten Krieg 1947–1963. Zwischen angelsächsischem Containment und Neutralitäts-Doktrin" (Orell Füssli Verlag, Zürich 1999, 374 S., 64 Mark).


 
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