© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/00 28. Januar 2000

 
Vor zehn Jahren wurde die DSU in Leipzig gegründet
(JF)

LEIPZIG. Vergangenes Wochenende feierte die Deutsche Soziale Union (DSU) ihr zehnjähriges Jubiläum. Am 20. Januar 1990 schlossen sich zwölf christliche, liberale und konservative Parteien und Vereinigungen unter aktiver Mithilfe der CSU zur DSU zuammen. Die später prominentesten Mitgründer kamen von der Ende 1989 gegründeten Christlich-Sozialen Partei Deutschlands: Pfarrer Hans-Wilhelm Ebeling – zugleich erster Vorsitzender – und Rechtsanwalt Peter-Michael Diestel. Am 5. Februar fand sich die Partei für die ersten freien Volkskammerwahlen mit der Block-CDU und dem Demokratischen Aufbruch in der – mit Helmut Kohl werbenden – "Allianz für Deutschland" zusammen und war dort von Anfang an die entschiedenste Befürworterin einer schnellen Einheit. Bei den Wahlen am 18. März errang die DSU 6,3 Prozent der Stimmen, in Sachsen lag sie sogar nur 2 Prozent hinter der SPD und war mit über 13 Prozent gleichstark wie die PDS. Die DSU stellte, trotz des SPD-Protestes , mit Ebeling und Diestel zwei Minister im frei gewählten DDR-Kabinett. Schon im Mai kam es zum ersten Bruch: Die DSU-Fraktion entzog Diestel das Vertrauen, weil in seinem Innenministerium 2.350 Ex-Stasi-Leute tätig waren. Ab Juni wurden auf Antrag der DSU – nur PDS und Bündnisgrüne stimmten dagegen – sämtliche Staatswappen der DDR an öffentlichen Gebäuden entfernt, am 17. Juni unterlag die DSU mit ihrem Antrag, den sofortigen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik zu beschließen. Am 30. Juni trat Diestel wegen "rechtsradikaler Tendenzen" aus der DSU aus, Ebeling folgte ihm – beide blieben aber Minister und wurden später CDU-Mitglieder. CSU-Chef – und DSU-Ehrenvorsitzender – Theo Waigel hielt zunächst an der Zusammenarbeit mit der DSU fest und der thüringische Professor Hansjoachim Walther wurde neuer Partei- und Fraktionschef. Walther griff Diestel oft an, etwa weil der sich nicht um die sozialen Belange der Opfer des SED-Regimes kümmere. Bei den Landtagswahlen im Herbst 1990 kam die DSU in kein Parlament, die Unterstützung aus München blieb ab 1991 aus, weil sich die DSU bundesweit ausdehnen wollte. Sie schrumpfte zur mitteldeutschen Kommunalpartei, einige Mitglieder – wie Walther – machten Karriere in der CDU. Seit 1993 ist der sächsische Diplomingenieur und Unternehmer Roberto Rink Parteichef. Die DSU sieht sich heute "als Teil der Konservativen im Unionslager, jedoch mit jungen Ideen und kritischer Distanz zur alten CDU/CSU".


 
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