© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/00 25. Februar 2000

 
Meldungen

Russische Schatzsuche in Königsberg erfolgreich

KÖNIGSBERG.Friedrich Hoffmann, der Kurator der Königsberger Albertus-Universität, blickte 1946 zurück auf seine kriegsverwüstete Wirkungsstätte, die ihm wie ein versunkenes Vineta erschien. Ein glücklicher Vergleich wie sich jetzt zeigt. Denn wie jener sagenumwobene Handelsplatz an der Ostsee die archäologische Phantasie stets beflügelte, scheint auch die alte ostpreußische Hauptstadt zum Dorado der Schatzsucher zu werden, die sich nicht mehr auf das Bernsteinzimmer konzentrieren. Vor wenigen Wochen wurden etwa 16.000 Teile der vorgeschichtlichen Sammlung des "Prussia"-Museums in den Kasematten des alten Fort Quednau gefunden, darunter Armreifen und Nadeln von der Bronze- bis zur Wikingerzeit, wertvolle Zeugnisse ostpreußischer Vorgeschichte. Die Fundstücke sind nun geborgen und werden im Kaliningrader "Museum für Geschichte und Kunst" verwahrt. An Rückgabe denkt die russische Kultusverwaltung nicht. Stattdessen kündigt sie an, die einträgliche Suche im Frühjahr fortsetzen.

 

Neue Geschichtsbücherin Schleswig-Holstein

KIEL. In den 9. Klassen der schleswig-holsteinischen Schulen hat die Bildungsministerin Ute Erdsieck-Rave (SPD) ein neues Lesebuch ausgegeben. Mit zahlreichen Erlebnisberichten zur Geschichte des "Holocaust" soll das Werk Schüler emotional ansprechen und so in der mittlerweile fünften Nachkriegsgeneration die "Erinnerung" wachhalten. Protest kam nur von den Waldorf-Schulen im Lande: Sie waren bei der Verteilung nicht bedacht worden.

 

Widerstandsjubiläum im badischen Wyhl

WYHL. Im Februar 1975 provozierte das unter dem Schock der Ölkrise von 1973 noch forcierte westdeutschen Kernenergieprogramm erstmals den Widerstand breiter Bevölkerungsschichten. Auf den Neubau eines Kraftwerks bei Wyhl am Oberrhein reagierten badische und elsässische Umweltschützer mit der Besetzung des Baugeländes. Durch eine Konzentration von deutschen, französischen und schweizerischen Kraftwerken am Oberrhein befürchteten sie Schäden für Mensch und Natur. Am 20. Februar räumte die Polizei das Baugelände. Doch im März 1975 erließ das Verwaltungsgericht Freiburg einen Baustopp für das Kraftwerk. Das war die Initialzündung für eine der folgenreichsten innenpolitischen Konfrontationen in der Geschichte der Bundesrepublik.


 
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