© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/00 31. März 2000

 
Auswertung der Leserumfrage: Die Leser sehen Veränderungen "ihrer Zeitung" zwiespältig
Das Format wird zur Glaubensfrage
Dieter Stein

Die JF hat zur Leserumfrage aufgerufen, und zu Hunderten kamen die Antworten. 731 Fragebögen gingen bis zum 25. Februar 2000 in der Redaktion ein und wurden seitdem akribisch ausgewertet. Schließlich hat sich der Verlag das Ziel gesetzt, die JF noch besser zu machen. Doch ohne die Leser einbezogen zu haben, sollte kein großer neuer Schritt gewagt werden. Nun ist es aber soweit – ab 7. April 2000 erscheint die JF in einem neuen, überarbeiteten Gewand, mit einigen Neuerungen, auf die Sie gespannt sein dürfen (siehe untenstehender Kasten). Im folgenden möchten wir eine Reihe der interessantesten Ergebnisse der Umfrage vorstellen, damit auch Sie erfahren, worauf die Wünsche der Leser zielen.

Die erste Frage der JF richtete sich auf die Vergabe einer Schulnote für den Gesamteindruck der Leser über "ihre Zeitung". Es konnten Noten zwischen 1 und 6 vergeben werden. Durchschnittswert der Leser war eine glatte Note 2.

Die JF wird nicht alleine gelesen. Im Schnitt wird sie nach Auskunft der befragten Leser von zweieinhalb Personen gelesen. Häufig scheint die Zeitung im Familienkreis oder unter Nachbarn und Freunden weitergereicht zu werden. Von den Fragebögen einsendenden Lesern waren 76 Prozent Postabonnenten, 17,6 Prozent Kioskkäufer, 3,7 Prozent hatten das Exemplar von einem Bekannten bekommen, und 2,6 Prozent waren Probeleser.

Zur JF kommen die Leser auf unterschiedlichen Wegen. Bemerkenswert ist, daß die größte Gruppe, 32 Prozent der Leser, die JF durch Empfehlung Bekannter kennengelernt haben, gefolgt von 25 Prozent, die über Medienberichte aufmerksam wurden, und 17 Prozent, denen die JF zuerst am Kiosk auffiel. Erst 9,2 Prozent der Leser wurden über Werbeanzeigen und 8,2 Prozent durch Werbesendungen angesprochen. An diesen Zahlen sieht man, wie wichtig das Medienecho und die Mund-zu-Mund-Propaganda begeisterter Leser sind.

Positiv wird die Entwicklung der jungen freiheit in den letzten Jahren redaktionell/inhaltlich bewertet. 68 Prozent der Leser bewerten diese Entwicklung positiv bzw. sehr positiv (7 Prozent). 26 Prozent sehen keine Veränderung, 6 Prozent eine schlechtere Entwicklung.

Große Übereinstimmung signalisieren die Leser mit Kommentaren und Leitartikeln: 81 Prozent stimmen ganz, 19 Prozent zum Teil mit der Tendenz der Kommentierung überein.

Redaktionsintern mit großem Interesse beäugt wird das Abschneiden unterschiedlicher Ressorts. Die Frage nach der Erweiterung oder Kürzung von Ressorts beinhaltet indirekt die Frage nach der Gewichtung der Ressorts oder einzelnen Rubriken. Favorit unter den Ressorts, was den Ausbau (Angabe der Werte von +1,0 bis -1,0) betrifft, ist Zeitgeschichte (+0,6), gefolgt von Hintergrund (+0,41), Politik-Meldungen (+0,39), Politik-Berichten (+0,33) und Leserbriefen (+0,3). Gekürzt sehen wollen die Leser Natur&Umwelt (-0,4), Zeitgeist&Lebensart (-0,3), Kultur (-0,2). Der Wunsch nach mehr Politik-Berichterstattung wird sich im neuen Format der JF niederschlagen. Aus grundsätzlichen Erwägungen haben Ressorts wie Kultur, aber auch Natur&Umwelt einen Spartenrang, der erhalten bleiben muß, auch wenn diese Ressorts nicht von allen Lesern mit gleicher Begeisterung gelesen werden.

Eine wichtige Frage war für uns die Haltung der Leser gegenüber einer optischen Veränderung der Zeitung. 15 Prozent würden eine vierfarbige Titelseite der JF begrüßen, 42 Prozent lehnen dies ab, 43 Prozent ist diese Frage gleichgültig.

Die JF plant die Änderung ihres Formats (siehe Erläuterungen im Kasten unten). Der Verlag ist sich bewußt, daß dies nicht durchweg auf Gegenliebe stößt. Jeder hängt am Gewohnten, und dies ist eine besondere konservative Tugend. Nun hat die JF nach Wegen der Kostensenkung gesucht, bei gleichzeitiger Erhöhung der redaktionellen Leistung. Wie erwartet, begrüßt auf Anhieb nur ein kleiner Teil, 15 Prozent, rundheraus die Vergrößerung des Formates auf die Größe der FAZ und anderer großer Tages- und Wochenzeitungen. 28 Prozent der Leser plädieren für die Beibehaltung des kleinen Formates. 37 Prozent aber begrüßen eine Formatänderung, wenn sie hilft, Kosten zu senken, und 20 Prozent ist die Frage des Formats gleichgültig, wenn der Inhalt erhalten bleibt. Rechnet man diejenigen, die eine Formatänderung an sich begrüßen und diejenigen, die sie aus Kostengründen befürworten, zusammen, so kommt man auf eine Mehrheit von 52 Prozent gegenüber 20 Prozent, denen diese Frage gleichgültig ist. Die JF kann diesen Schritt also mutig wagen und bittet alle um Nachsicht und Geduld, die am kleineren Format gehangen haben.

Die Nutzung des Internets ist auch unter JF-Lesern gestiegen. 38 Prozent, mehr als jeder dritte Leser, nutzt das weltweite Computernetz. Die Internetseite der JF erhält die Note 2,6.

Von 71 Prozent der Leser wird es begrüßt, daß die JF mit Alain de Benoists "Aufstand der Kulturen" ein erstes Taschenbuch veröffentlicht hat, nur 3 Prozent teilen diese Meinung nicht, 26 Prozent ist dies gleichgültig. 69 Prozent der Leser begrüßen es, wenn die JF weitere Bücher produzieren würde, 4 Prozent lehnen dies ab, 27 Prozent ist dies gleichgültig.

Die Leserschaft setzt sich zu 84 Prozent aus männlichen und 16 Prozent aus weiblichen Lesern zusammen, Durchschnittsalter liegt bei 41 Jahren, 26 Prozent der Leser sind jünger als 30 Jahre.

Was würden Sie als Chefredakteur ändern?

l wirtschafts-/sozialpol. Profil verbessern

l kontroverser, aggressiver werden

l weniger Fremdwörter

l Frauen- und Familienrubrik einführen

l weniger Fehler

l Wirtschaftskompetenz stärken

l Erweiterung Politik

l möglichst viele aktuelle Meldungen

l Umfangserweiterung

l Leitartikel mehr Biß

l mehr Interviews

l Leser stärker mit einbeziehen

l mehr "Wirtschaft"

l mehr Farbe

l mehr Direktheit

l Qualität der Bilder verbessern

l mehr Humorvolles

l strikte konservative Linie einführen

l mehr Werbung

l Engleutsch abschaffen

l mehr Werbung für JF

l keine reißerischen Leitartikel

l Forum für Arbeiter, Arbeitslose

l mehr Anzeigenkunden, niedrigerer Preis

l "Lockerungsübungen" streichen

l lustiger, ironischer

l mehr Liberale, weniger konservative Schreiber

l weniger Werbung, Titelseite informativer, letzte Seite lustiger

l keine Nacktfotos

l "Zeitgeist und Lebensart" wieder frecher

l zur neuen Rechtschreibung übergehen

(Dies ist nur eine kleine Auswahl aus den Anmerkungen der Leser.)


Wie hat sich die JF in letzter Zeit entwickelt?

7 % Sehr positiv
61 % positiv
26 % unverändert
6 % schlechter
0 % sehr viel schlechter


Wie haben Sie die JF kennengelernt?

32 % Empfehlung Bekannter
25 % Berichte in den Medien
17 % Am Kiosk aufgefallen
9 % Werbeanzeigen der JF


Soll die JF ihr Format vergrößern?

15 % Ja, es wäre ein Sprung nach vorne
37 % Wenn es Kosten senkt
20 % Hauptsache, der Inhalt bleibt
28 % Kleines Format beibehalten


Welche Zeitungen lesen JF-Leser?*

28 % Frankfurter Allgemeine
19 % Die Welt
17 % Focus
15 % Welt am Sonntag
14 % Der Spiegel

* Im Abonnement oder Kioskkauf


 
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