© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/00 07. April 2000

 
Rot-Schwarz-Gold
Leipziger entdeckt deutsche Urfahne
Jörg Fischer

Die erste Fahne mit den deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold hat es möglicherweise bereits 1813 gegeben, also zwei Jahre früher als bislang angenommen. Die Historiker glaubten bisher, daß sich die Kombination Schwarz-Rot-Gold von den Uniformfarben der Lützower Jäger ableitet. Deren Anzug war schwarz mit roten Briesen und goldenen Knöpfen. Die JUNGE FREIHEIT sprach mit dem Leipziger Hobby-Historiker und Fremdenführer Jürgen Standke.

Herr Standke, Sie haben entdeckt, daß es die deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold schon 1813 gegeben hat, also zwei Jahre früher als bislang bekannt. Wie kamen Sie darauf?

Standke: Zehn Jahre habe ich die Fahne von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn gesucht. In einem Buch, in dem ein Brief von Friedrich Förster – dem Kompaniechef der Leonore Prohaska im Lützower Freikorps von 1813 – die Jahnsche Fahne beschreibt, ist mir klar geworden, daß dies die Urfahne der Deutschen ist. Der Offizier schreibt darin, er habe Anfang April 1813 eine rot-schwarze Fahne mit goldenen Fransen in der Dresdner Werbestube der Lützower Jäger stehen sehen.

Wann ist Schwarz-Rot-Gold nun entstanden?

Standke: Nach meinen Erkenntnissen im Februar /März 1813 in Berlin, hier wurde zunächst Rot-Schwarz-Gold verwendet. 1832 wurde dann Schwarz-Rot-Gold von 30.000 Studenten anläßlich des Hambacher Festes gezeigt.

Warum beschäftigen Sie sich im Zeitalter von Internet und Biotechnologie seit Jahren mit den Freiheitskriegen?

Standke: Diese Ereignisse von vor 200 Jahren bestimmen auch heute noch unser Leben und sind im Gesamtzusammenhang zu sehen: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?

Was macht Ihr Verein "Lützower Freikorps 1813 e.V." im 21. Jahrhundert?

Standke: Wir pflegen deutsche und europäische Traditionen und Geschichte. Wir bieten Geschichte zum "Anfassen". Unser Verein in Leipzig hat 30 Mitglieder.

Was planen Sie demnächst?

Standke: Am 6. Mai wird an der Leipziger Oper eine bronzene Gedenktafel wieder angebracht. Damit soll daran erinnert werden, daß Theodor Körner hier 1813 das Lied "Das ist Lützows wilde verwegene Jagd" geschrieben hat. Die Urtafel wurde 1936 von Leipziger Patrioten angebracht und 1943 von den Nazis zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Ich will die Urfahne neu anfertigen lassen, sie soll genau so aussehen, wie sie Förster beschrieben hat: Rot-Schwarz mit goldenen Fransen, dazu in gotischer Schrift ’Mit Gott fürs Vaterland’. Sie wird neben der Körner-Tafel präsentiert.

 

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