© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/00 14. April 2000

 
UMWELT
Ostdeutscher Naturschutz
Mario Gallon

Ostdeutscher Naturschutz ist und bleibt in erster Linie deutsch. Dabei wäre das gar nicht nötig. Jedenfalls nicht für unsere polnischen Nachbarn. Erinnert man sich nicht etwa gern an ihre prima Arbeit, beim jüngsten Kampf gegen das Hochwasser? Nun hielt sich böswillig das Gerücht, die Flutkatastrophe sei auch durch unökologischen Ausbau der Wasserstraßen und im wahrsten Sinne des Wortes ausufernde Industrieansiedlungen begünstigt worden. Deshalb haben gute Menschen jüngst über die Bundesstiftung Umwelt 70.000 Hektar als geschützte Areale östlich ihrer Odra ausweisen lassen. Eigentlich gut, was die Guten da tun – Oder? Und die Kosten in Millionenhöhe für das "Grüne Band Oder-Neiße"? Nun, die werden natürlich geteilt: Deutschland und auch die EU übernehmen die Kosten, und die Polen übernehmen dann das Geld. Nein im Ernst, schließlich bringen sie doch das Land in das Projekt ein.

Es war ein ehrgeiziges deutsches Projekt, die masurische Seenplatte mit der Ostsee durch ein Kanalsystem zu verbinden. Die Arbeiten standen kurz vor dem Abschluß, als 1939 der Krieg ausbrach. Es wäre jetzt zwar ein leichtes, die wenigen fehlenden Kilometer fertigzustellen, aber die Strecke führt mitten über die polnisch-russische Grenzlinie. Und da die Freundschaft zwischen Polen und Russen nicht besonders ausgeprägt ist, möchten die profunden Denker und Analytiker beider Seiten natürlich keinen durch die absehbare Verlagerung von Verkehrsströmen auf die neue Wasserstraße übervorteilen. Deshalb tut man lieber nichts und schützt die vorhandenen Biotope. Zum Beispiel mit Stacheldraht durch die Rominter Heide. Im übrigen war es ein deutsches Projekt!


 
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