© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/00 14. April 2000

 
Zeitschriftenkritik: Right NOW!
Spaziergang über Minenfelder
Philip Plickert

Hat man Tony Blair jemals nicht grinsen gesehen? Gar nicht lustig findet der Labour-Premier vermutlich die Londoner Zeitschrift Right NOW!, die seit 1993 vierteljährlich erscheint. Das "Magazin für Politik, Ideen und Kultur" gewinnt als Forum für Gegner Maastricht-Europas und der "One World" zunehmend an Einfluß innerhalb der britischen Rechten. Die bekennenden Konservativen um Herausgeber Derek Turner, darunter viele Adelige, ranghohe Militärs und Hochschullehrer aus dem gesamten englischsprachigen Raum sehen sich als politisch Verfolgte. "We are the true radicals, we are the real underdogs", schreibt Turner, müsse heute die Botschaft lauten, um in den Zeiten des Tugendterrors die Jugend zu erreichen.

In der aktuellen Ausgabe findet sich von Ray Honeyford ein Spaziergang über das verminte Feld der Bezeichnungen für ethnische Minderheiten. Die Londoner Polizei, in der Vergangenheit mehrfach Pressekampagnen ausgesetzt, muß als Sammelwort für Nicht-Briten aller Art künftig "VMEGs" (Visibly minority ethnic groups) verwenden. Das ist wunderschön neutral, aber leider nicht sehr hilfreich bei Fahndungen.

Der Publizist Andrew Fear beklagt in einem Aufsatz den Kreuzzug vieler Konservativer gegen den Islam. Dieser sei unklug und kurzsichtig, da man einen möglichen Verbündeten bekämpfe. Europa solle natürlich christlich bleiben, aber dennoch müsse er den Widerstand der arabischen Welt gegen die weltweite kulturelle Vereinheitlichung begrüßen, ja sogar unterstützen.

In einem bemerkenswert offenen Artikel setzt sich Robert Henderson mit der Politik Margeret Thatchers auseinander. Eine historische Leistungen der "Iron Lady" will er nicht sehen, nur vordergründig betrachtet sei sie der "Hammer of the left". Thatchers einziges Ziel sei der freie Handel gewesen, die Nation habe sie verachtet – man denke nur an ihren Ausspruch: "There’s no such thing as society." Einigen Right NOW!-Lesern ist gewiß die Teetasse aus der Hand gefallen, als sie Hendersons provozierende Ansicht lesen mußten, er halte Thatcher für den "nützlichen Idioten" der linksliberalen, internationalistischen Sache.

Ähnliches berichtet aus den USA Kevin Lamb: Reagan habe den Boden bereitet für den "zersetzenden Individualismus", auf dem heute die Linke so prächtig gedeihe. Nur konsequent sei daher die Abkehr der "Paleo-Konservativen" wie etwa Pat Buchanan von den zeitgeistig orientierten "Neo-Konservativen". Er plädiert für eine Abkehr der überzeugten Rechten von den etablierten Parteien hin zu einer Graswurzel-Bewegung zur geistigen Erneuerung.

Das Blatt scheut sich nicht vor kontroversen Diskussionen. Englische Gentlemen vom alten Schlag treffen auf Frank Vanhecke vom Vlaams Blok, den FPÖ-Strategen Michael Richter oder Alain de Benoist von der Nouvelle Droite. Gerade die Mischung aus bieder-rechtschaffenen Tory-Parlamentariern und nonkonformistischen Intellektuellen aus aller Welt macht die Lektüre von Right NOW! spannend. Mutig auch bei Gegenwind zum eigenen Standpunkt zu stehen ist leider auch im Vereinigten Königreich keine Selbstverständlichkeit mehr. Philip Plickert

Right NOW! erscheint vierteljährlich. Das Jahres-Abo beläuft sich auf 8 Pfund. Ein kostenloses Probeexemplar erhält man bei: Right NOW!, PO Box 2085, London, W1A 5SX, UK


 
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