© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/00 28. April 2000

 
Meldungen

Computer-Inder wollen gar nicht kommen

BONN. Auf die "Green Card" der Bundesregierung haben sich bisher über 700 ausländische Spezialisten bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) beworben. "Wir haben Anfragen aus aller Herren Länder bekommen", erklärte dazu ZAV-Direktor Peter Jacobi. Schwerpunkte seien Südamerika und Osteuropa. "Es sind recht wenig Inder darunter." Gründe für die Zurückhaltung der Inder konnte er nicht nennen. Die ZAV vermittelt im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit unter anderem Fachleute ins oder aus dem Ausland. Über eine "IT-Hotline" der Bundesanstalt für Arbeit sind bislang weniger als 5.000 freie IT-Stellen gemeldet worden, die IT-Branche hatte hingegen behauptet, daß 75.000 Stellen frei seien, die nur mittels "Green Card" zu besetzen wären.

 

"Green Card" für die Bauindustrie gefordert

MÜNCHEN. Eine "Green Card"-Regelung für das Baugewerbe hat der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Ignaz Walter, verlangt. Mit den Worten: "Die besseren Bauingenieure kriegen wir aus dem Ausland" beleidigte Walter vergangenen Mittwoch in München die deutschen Fachkräfte. Man leide in Deutschland unter dem Problem, daß "die eigenen guten Leute ins Ausland" gingen. Aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen hierzulande kämen sie dann nicht mehr zurück. Bei deutschen Hochschulabsolventen aber sei fast immer "eine Nachschulung von ein bis zwei Jahren notwendig", um sie auf die Praxis vorzubereiten.

 

Arbeitslosenhilfe sollte abgeschafft werden

KIEL. Der Vorschlag des Chefs des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Horst Siebert, die Arbeitslosenhilfe abzuschaffen, ist auf Kritik gestoßen. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer entgegnete, die Ansprüche der Arbeitslosen seien "kein Almosen, sondern Leistungen, die über Steuerzahlungen erworben wurden". DAG-Vorstandsmitglied Gerhard Renner nannte Sieberts Äußerungen "schwachsinnige Vorschläge". Sie liefen auf eine Enteignung der Einzahlenden hinaus. Siebert hatte erklärt, durch die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe entstehe für Erwerbslose ein Anreiz, wirklich Arbeit zu suchen. Zudem sollte das Arbeitslosengeld nur noch zwölf statt derzeit 32 Monate gezahlt werden und die Sozialhilfe für Menschen im arbeitsfähigen Alter gekürzt werden.

 

Inflation in Euro-Zone auf 2,1 Prozent hoch

LUXEMBURG. Die jährliche Inflationsrate der Eurozone ist von 2,0 Prozent im Februar auf 2,1 Prozent im März gestiegen, das teilte das Statistische Amt der EU mit. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 1 Prozent gelegen. Die höchsten Teuerungsraten verzeichneten Irland (5,0 Prozent), Finnland (3,2 Prozent) sowie Dänemark, Spanien und Luxemburg (jeweils 3,0 Prozent). Daher werden niedrigere Zinssätze von den Wirtschaftsinstituten abgelehnt. Sie begrüßten die bisherigen Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank . In der Schweiz sank die jährliche Inflationsrate von 1,6 Prozent auf 1,5 Prozent, sie erhöhte sich in den USA von 3,2 Prozent auf 3,7 Prozent.

 

Zahl der Woche

56.000 Ingenieure und 32.000 EDV-Fachkräfte in Deutschland sind arbeitslos. Deshalb stimmen 55 Prozent der Deutschen dem Rüttgers-Wahlkampfspruch "Mehr Ausbildung statt mehr Einwanderung" zu.

(Quelle: ZDF-Politbarometer vom April 2000)


 
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