© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/00 28. April 2000

 
Meldungen

Enteignungsbilanz in Frankreich

PARIS. "Gut, daß wir verglichen haben." Diese deutsche Werbeweisheit könnte das Fazit des Mattéoli-Berichts sein, der nach dreijähriger Recherche nun in Paris vorgelegt wurde. Seit 1997 befaßte sich eine Untersuchungskommission mit dem Umfang der Enteignung französischer Juden zwischen 1940 und 1944. Die Kommission, zu der auch prominente französische Juden zählen, fand heraus, daß bereits in den fünfziger Jahren gut 90 Prozent des enteigneten Besitzes den rechtmäßigen Eigentümern vindiziert wurde. Jüngst erhobenen exorbitanten Ansprüchen anglojüdischer Organisationen fehlt also jede Grundlage.

 

Wolfgang Thierse vergißt deutsche Opfer

BERLIN. Harsche Kritik handelte sich Bundestagspräsident Wolfgang Thierse für seinen schier unermüdlichen Einsatz in Sachen Zwangsarbeiterentschädigung ein. Während Thierse penetrant auf die "moralische Notwendigkeit" pocht, erinnert der Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann (CDU) daran, daß diese einseitige Forderung das Gerechtigkeitsgefühl der Kriegsgeneration verletze, da von deutschen Opfern nie die Rede sei. Auch zahlungsunwilligen deutschen Betrieben könne man das Verständnis nicht verweigern, jedenfalls solange nicht, wie etwa osteuropäische Institutionen über Gegenseitigkeit "noch nicht einmal nachdenken". Von Thierse wünscht sich Hohmann "frischen Mut" gegenüber den "Profiteuren deutscher Zwangsarbeiter".

 

Verzweifelte Suche nach Vorbildern

ULM. In der Ulmer Volkshochschule ist eine Ausstellung "wir wollten das andere – Denkstätte Weiße Rose" eröffnet worden. Der Bochumer Historiker Hans Mommsen war sich für den Eröffnungsvortrag nicht zu schade, der die Geschwister Scholl und deren Umfeld wieder einmal für die Formung des "bundesrepublikanischen Bewußtseins" vereinnahmte. Die Ausstellung, die auch mit landläufigen Vorstellungen über die Garnisonsstadt Ulm brechen will, wurde wesentlich von der Stuttgarter Robert-Bosch-Stiftung finanziert, weil auch sie nach "jugendlichen Vorbildern" sucht.

 

Geheimer Briefwechsel Churchill–Mussolini

ROM. Daß der britische Premier Winston Churchill – ein Mann, der nach Rolf Hochhuths Urteil "immer Krieg" wollte – mitverantwortlich für die Ermordung Benito Mussolinis im April 1945 gewesen sein könnte, ist ein seit Jahren unter Historikern gehegter Verdacht. Ein Motiv ergäbe sich aus jenen Briefen, in denen Churchill dem "Duce" 1940 als Belohnung für Italiens Neutralität territoriale Zugewinne in Aussicht stellte – auf Kosten Frankreichs! Letzter Besitzer der brisanten Briefe soll der EWG-Architekt Alcide de Gasperi gewesen sein. Die italienische Kulturministerin Giovanna Melandri ordnete nun an, in staatlichen Archiven nach der Korrespondenz zu suchen, weil die "Hypothese" der Churchill-Offerte "plausibel" klinge.

 

Briten planten GUlag an der Nordsee

KIEL. Die Besatzungszeit nach 1945 war nicht einfach die Zeit der Umerziehung. Zehn Jahre intensiver Forschung zur "Stunde Null" und danach haben seit 1990 ein komplexes Bild der Politik in den vier Besatzungszonen vermittelt. Daß es neben dem Zuckerbrot der "Reeducation" auch die Peitsche strikter Isolierung "gefährlicher Deutscher" gab, belegt Holger Piening im Jahresband der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (Bd. 125, 2000). Danach planten die Briten 1946 einen Lagerbezirk zwischen Sylt und Nordstrand, um 10.000 potentielle "Demokratiefeinde" zu internieren.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen