© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/00 05. Mai 2000

 
Theresia Zierler
Blitzstart nach oben
von Delf Christian Korschen

Nur sieben Monate nach ihrem überraschenden Einstieg bei den Freiheitlichen gelang Theresia Zierler (36), Dozentin für Kommunikation an der Grazer Universität, ihr bisher größter Erfolg: der Posten des Generalsekretärs der FPÖ. Den Österreichern ist Theresia Zierler vor allem ein Begriff wegen ihrer langjährigen Tätigkeit beim ORF. Bereits 1985 begann die Grazerin ihre Karriere bei der staatlichen österreichischen Rundfunkanstalt; zuerst als Reporterin, dann als Moderatorin und Redakteurin. Doch auch als Regisseurin war die vielseitig interessierte Mutter eines fünfjährigen Jungen erfolgreich tätig. Zielstrebigkeit und beruflicher Ehrgeiz könnten als die hervorstechendsten Charakteristika und Triebfedern von Zierler bezeichnet werden, ziehen diese sich doch wie ein roter Faden durch ihre Vita. Nach Besuch der Volks-und Hauptschule wechselte sie auf ein Realgymnasium, um anschließend eine Buchhändlerlehre zu absolvieren. Kurze Zeit später belegte Zierler einen medienkundlichen Lehrgang an der Universität Graz und ließ sich dort in Medienkunde, Fernsehdramaturgie sowie Rhetorik ausbilden. 1985 schließlich wurde sie für das ORF-Landesstudio Steiermark tätig und wechselte 1995 in das ORF-Zentrum in Wien, um hier bis 1999 vor einem Millionenpublikum die beliebte Fernsehsendung "Willkommen Österreich" im Vorabendprogramm sehr erfolgreich zu moderieren. Nebenbei doziert die umtriebige Generalsekretärin an der Grazer Universität, von der sie als Lehrbeauftragte für Kommunikations- und Medientraining berufen wurde.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der FPÖ eine medienerfahrene Generalsekretärin zur Seite stehen wird, die nicht nur über eine starke Portion Telegenität verfügt, sondern auch vor und hinter den Kameras mit den Medien umzugehen weiß und sich gut verkaufen dürfte. Gerade im Hinblick auf den Umgang mit diesen wird die FPÖ die medialen Erfahrungen der neuen Frontfrau in "Gold" aufwiegen. Und dies ist auch mehr als vernünftig, benötigen die Freiheitlichen doch nach dem Rücktritt von Jörg Haider einen Nachfolger, der sich zumindest auf dem spiegelglatten und allzu oft sehr brüchigen Eis der Medien zu bewegen und behaupten weiß. In diesem Sinne war es sicherlich weitsichtig, daß die Wahl auf Theresia Zierler gefallen ist. Vorwürfe, ihr Einstieg in die Politik sei ein medienwirksamer PR-Gag der FPÖ, sind als Kurzgriffe zu bewerten. Denn es spielt nicht nur eine Rolle, daß die ehemalige Moderatorin und Regisseurin in der österreichischen TV-Landschaft einen hohen Bekanntheitsgrad besitzt, auch die Tatsache, daß die adrette am vergangenen Montag zur Frauensprecherin der FPÖ gewählte Mittdreißigerin vielen Frauen als Vorbild dienen könnte, sollte als Motiv nicht unbeachtet bleiben. Politikinszenierung wird realiter immer wichtiger und dies zu berücksichtigen, ist eben auch eine Pioniertat.


 
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