© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/00 05. Mai 2000

 
Meldungen

Atheismus in Mittel-und Osteuropa enorm

BUDAPEST. Nur 57 Prozent der Ost- und Mitteleuropäer gelten noch als religiös. Zwölf Prozent von ihnen praktizieren ihren Glauben, so das Ergebnis der Studie "Gott nach dem Kommunismus", die von dem ungarischen Religionssoziologen Miklos Tomka und dem österreichischen Theologen Paul Zulehner in Budapest veröffentlicht wurde. Die stärkste Kirchenbindung gibt es in Polen, wo 89 Prozent katholisch seien. In Kroatien sind es 83 Prozent, in Litauen 67 Prozent, in Slowenien 62 Prozent und in Ungarn 42 Prozent. In West-Rumänien seien 70 Prozent orthodoxe Christen. Die meisten Atheisten ermittelte die Studie in der Tschechei (73 Prozent), in Mitteldeutschland (72 Prozent) und in der Ukraine (68 Prozent).

 

Goethe-Institut besorgt um Kulturpolitik

FRANKFURT/MAIN. Der Präsident der Goethe-Institute, Hilmar Hoffmann, bedauert in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur den Niedergang der Kulturpolitik in Deutschland. Der SPD-Politiker Hoffmann, der von 1970 bis 1990 Kulturdezernent in Frankfurt war, äußerte seine Sorge darüber, daß die Kulturpolitik hierzulande nicht mehr von Kulturdezernenten sondern von Kämmern und Finanzministern betrieben werde. Dies sei das "Ende dessen, was man früher mal euphorisch Kulturpolitik genannt hat," so Hoffmann. Bereits jetzt zeichne sich die Tendenz ab, den Anteil der Kultur am Gesamtetat der Kommunen stetig zu vermindern. Doch damit werde das Ende der unabhängigen Kulturpolitik eingeläutet.

 

Deutschland und Rußland tauschen Kunst

BREMEN. Nach jahrelangen, teils zähen Verhandlungen sind am vergangenen Wochenende knapp 100 Druckgrafiken und Zeichnungen aus Rußland nach Bremen zurückgekehrt. Im Gegenzug übergaben der Bremische Bürgermeister Henning Scherf und der Staatsminister für Kultur, Michael Naumann, zwei Teile des weltberühmten Bernsteinzimmers im Beisein des russischen Präsidenten Wladimir Putin an den Katharinenpalast in der Nähe von St. Petersburg. Der wechselseitigen Rückgabe der Kunstwerke ging eine "Politik der kleinen Schritte" voraus, die nach den Vorstellungen von Bürgermeister Scherf unbedingt weitergeführt werden müsse, da noch mehr als 350 Bilder in Rußland lagern, die zurückzuführen seien.

 

Im Kleist-Theater ist der letzte Vorhang gefallen

FRANKFURT/ODER. Wegen akuter Geldnot mußte am vergangenen Sonnabend das traditionsreiche Kleist-Theater in Frankfurt/Oder für immer den Vorhang schließen. Über 150 Jahre verfügte die Vaterstadt des Dichters Heinrich von Kleist mit dieser Bühne über ein Drei-Sparten-Schauspielhaus, das sowohl Musiktheater, Ballett als auch Chor in sich vereinigte. Mit einem emotional stark engagierten Abschiedsfest trennte sich das Theater-Ensemble in einem völlig überfüllten Saal von seinen Bühne und seinen Zuschauern. Manfred Weber, seit fünf Jahren verantwortlicher Intendant, kommentierte bissig die finanzielle Entwicklung: "Von der Kleist- zur Kleinstadt".

 

"Falls Sie wirklich meine Geschichte hören wollen, so möchten Sie wahrscheinlich vor allem wissen, wo ich geboren wurde und wie ich meine verflixte Kindheit verbrachte und was meine Eltern taten, bevor sie mit mir beschäftigt waren, und was es sonst noch an David-Copperfield-Zeug zu erzählen gäbe, aber ich habe keine Lust, das alles zu erzählen."

J.D. Salinger: Der Fänger im Roggen, 1951


 
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