© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/00 05. Mai 2000

 
Magda Goebbels
Eine überflüssige Biographie von Anja Klabunde
Mina Buts

Über kaum eine Frau des Dritten Reiches ist soviel geschrieben worden wie über Magda Goebbels. Allein im Rahmen der Forschung über den NS-Propagandaminister wird sie meist ausführlich gewürdigt. Daß Anja Klabunde nun eine weitere Biographie liefert, ist persönlich motiviert: Während einer Recherche in Israel lernte sie Max Flesch kennen, der ihr von seinem Jugendfreund, dem späteren Zionistenführer Victor Arlosoroff erzählte. Dieser sei mit Magda befreundet gewesen, seinen frühen Tod 1933 habe vermutlich Goebbels zu verantworten. Und so entrollt Klabunde nochmals die hinreichend bekannte Vita: Daß Magda 1901 in Berlin geboren wurde, wo sie in liebevoller Obhut eines jüdischen Stiefvaters aufwuchs und wo sie mit Arlosoroffs Schwester Lisa zur Schule ging. Über Lisa lernte sie Victor kennen und begeisterte sich angeblich für zionistische Ideen. In NS-Nähe geriet Magda nach ihrer Tennung vom Industriellen Quandt. Als Angestellte im "Braunen Haus" lernte sie Goebbels kennen, den sie im 1931 heiratete. Das grausame Ende ist bekannt: Ihre sechs Kinder wurden auf Magdas Weisung 1945 im Schlaf vergiftet, danach nahmen sich die Eltern das Leben.

Neue Erkenntnisse über Magda Goebbels kann Klabunde nicht präsentieren, dafür bietet sie eine recht eigenwillige Einordnung: Unmotiviert folgen auf intimste Details des Familienlebens Einsprengsel zur Judenverfolgung oder zum Kriegsgeschehen.

Während Zitate aus wissenschaftlicher Literatur so rar sind, daß der Eindruck entsteht, als hätte die Autorin diese gar nicht rezipiert, ziehen sich durch das ganze Werk unpassend eingeschobene Tagebuchnotizen Viktor Klemperers und Bella Fromms.

Schon durch den breiten Raum, den Arlosoroff in dieser Biographie trotz seiner letztendlich geringen Bedeutung für Magda einnimmt, entsteht der Eindruck, als sei Klabunde eher an seiner als an Magdas Würdigung gelegen. Um so erschreckender ist es, daß sie so pauschal und undifferenziert mit dem heiklen Thema der Judenpolitik im Dritten Reich umgeht.

 

Anja Klabunde: Magda Goebbels. Annäherung an ein Leben. C. Bertelsmann Verlag 1999, 335 Seiten, 44,90 Mark


 
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