© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/00 12. Mai 2000

 
GESUNDHEIT
Kampfgänse
Martina Zippe

Angesichts der derzeitigen Diskussion um ein Kampfhundeverbot kann man sich grundsätzlich fragen: Was dem Inder seine heilige Kuh ist, das ist dem Deutschen sein heiliger Hund? Gerade in Großstädten geraten Hunde oft zur Plage. Am Berliner Grunewaldsee bekommt man von Hundebesitzern zu hören: "Mit Kindern können Sie hier nicht spazierengehen, das ist Hundeauslaufgebiet."

Der genannte See, früher sehr idyllisch, mußte schon wegen der Hundeverschmutzung zum Baden aufgegeben werden. Unfälle kommen nicht nur mit Kampfhunden vor. Deren Besitzern ist allerdings zu wünschen, daß sie sich ihres eigenen Wertes bewußt werden, anstatt es nötig zu haben, zur Aufwertung ihres Selbstbewußtseins schreckenserregende Hunde halten zu müssen.

Gegen "die Ausrottung von bestimmten Hunderassen" spricht sich nun der Verband für das Deutsche Hundewesen im Einklang mit der FDP aus. Wer beklagt allerdings das Aussterben der europäischen Nutztierrassen? So stehen 84 traditionsreiche deutsche Haustierrassen wie das Wollschwein oder die Moorschnucke auf einer Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Immer nur Hunde – eigentlich ziemlich langweilig. Vor einigen Jahrzehnten konnten Kinder noch mit Ziegen spazierengehen. Welche Eltern bieten heute ihrem Kind den Kontakt zu einem Schwein oder zu einer Gans? Alle außer Sicht in der industriellen Massentierhaltung?

Nun, liebe Kampfhundebesitzer, auch Gänse können ganz schön wehrhaft sein, das haben nicht nur die Römer erlebt, die durch lautes Geschnatter vor nächtlichen Feinden bewahrt wurden. In jedem Fall haben Sie mit einer Gans ein schönes Frühstücksei.


 
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