© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/00 19. Mai 2000

 
Frisch gepresst

Geopolitik. Das Wendejahr 1989 führte in der BRD zum Nachdenken über die territorialen Determinanten der Außenpolitik und damit zur Wiederbelebung einer seit 1945 diskreditierten Denkform: der Geoplitik. Diese von Irene Diekmann, Peter Krüger und Julius H. Schoeps edierte Aufsatzsammlung ("Geopolitik. Grenzgänge im Zeitgeist", Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, 2 Bände, 700 Seiten, 89 Mark) ist als Einführung in die europäische und angelsächsische Geschichte des geopolitischen Denkens vorzüglich geeignet – auch wenn die Mehrzahl der Beiträger von einer nachkriegsgeprägten Mentalreserve dem Thema gegenüber geprägt ist, die sich höflich als "kritisch" bezeichnen ließe.

Carl Schmitt. Wer sich nie um die Anstrengungen der Feuerwerker scherte, die sich der Entschärfung Carl Schmitts in jenen Partien seines Werkes widmeten, die heute als die explosivsten gelten, den kann keine Zeile der Studie von Raphael Gross überraschen ("Carl Schmitt und die Juden. Eine deutsche Rechtslehre", Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2000, 442 Seiten, 54 Mark).

Enteignungen. Der an der Viadrina in Frankfurt/Oder lehrende Völkerrechtler Theodor Schweisfurth wurde von prominenten Staatsrechtlern wie etwa dem jetzigen Bundesverfassungsrichter Peter Badura provoziert, dieses Buch zu schreiben. Opportunistisch-laxe Kommentatoren wie Badura pflegen ohne nähere Begründung der sowjetischen Besatzungsmacht zu attestieren, daß ihre Konfiskationen völkerrechtskonform gewesen seien. Schweisfurths so luziden wie grundlegende Studie weist das Gegenteil nach ("SBZ-Konfiskationen privaten Eigentums 1945 bis 1949. Völkerrechtliche Analyse und Konsequenzen für das deutsche Recht", Nomos Verlag, Baden-Baden 2000, 95 Seiten, 38 Mark).


 
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