© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000


Es lebe die Partei
von Moritz Schwarz

Der Bund Freier Bürger hat am seine Selbstauflösung beschlossen. Damit hat der Vorsitzende Heiner Kappel viele Beobachetr überrascht. Doch der gewitzte Hesse möchte auf diese Weise sein politisches Projekt von finanziellen Altlasten befreien, um danach ungehindert seine Idee von der Sammlung der bürgerlichen Kleinparteien zu verwirklichen. All jenen also, denen schon der Schrecken in die Glieder gefahren ist, sei daran erinnert: Die Partei ist tot, es lebe die Partei!

Kappels Plan besticht durchaus, nur seine Durchführung erinnert an die schlechten Gewohnheiten, die bisher eine Sammlung der Konservativen stets atomisiert haben: Die Fixierung auf die eigene, das Ignorieren der Befindlichkeiten des anderen. Kappel ist offenbar von dem Paukenschlag seiner Maßnahme so gebannt gewesen, daß er seinen anvisierten Fusionspartner, die Deutsche Soziale Union (DSU), nicht von dem Schritt unterrichtet hat. Ein diplomatisches Versäumnis, das einem Berufspolitiker nicht passsieren darf. Schon ist die Entäuschung groß bei der überraschten DSU. Dabei ist der DSU-Vorsitzende Roberto Rink durchaus offen für politische Maßnahmen der ungewöhnlichen Art, hätte sich nur jemand die Mühe gemacht, ihm das strategische Konzept nahezubringen. Bereits in der Vergangenheit hatte Kappel durch mangelnden Austausch Rink scheinbar vor den Kopf gestoßen. Er hat daraus offenbar nichts gelernt. Heiner Kappel ist durchaus selbstlos und aufrichtig, gerade deshalb denkt er zuviel "nur an die Sache", statt an die Menschen, mit denen er sie ins Werk setzten möchte.


 
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